Black Lives Matter: „Niemand ist frei, solange nicht alle frei sind“
Das queere Event zum Kreuzberger CSD und die Demo der Initiative Black Lives Matter fanden 2017, aus Zufall, beide am selben Tag statt. Black Lives Matter-Aktivistin Shaheen Wacker kommentierte für SIEGESSÄULE, warum wir Kämpfe verbinden sollten
Am 24. Juni 2017 findet in Berlin die dritte Black Lives Matter Demonstration statt. Zeitgleich hat sich eine neue Initiative zusammen gefunden, die den diesjährigen CSD in Kreuzberg in die Hände nehmen will. „Who are we? Everyone! … [a] stand to heteronormative and mainstream culture that is still as toxic as ever“, heißt es in der Eventbeschreibung auf Facebook.Alle? Aber was ist mit den Schwarzen „Glitterpunks, queerdos, freaks, dykes, trans*, fags and whatever else“? Haben wir uns gedacht. Niemand sollte sich entscheiden müssen zwischen Schwarz oder schwul, Schwarz oder queer, Schwarz oder whatever else-sein. Warum also nicht die Organisator*innen dazu auffordern, gemeinsam zu demonstrieren und dann wie von ihnen ohnehin vorgesehen, ein „take over picknic“ zu machen – eben nur nicht am Mariannenplatz sondern am Spreewald Platz, wo auch unsere Abschlusskundgebung geplant war
Was dafür spricht, ist nicht allein der Zufall, dass wir geplant haben uns am selben Tag zu versammeln, gesehen zu werden, laut zu sein und unsere Leben zu feiern. Es sind nicht nur die Schnittmengen zwischen Schwarzen und nicht-Schwarzen LGBTIQ-People, die uns verbinden. Es ist unser gemeinsames Ziel für eine gleichberechtige Gesellschaft, in der unsere Menschlichkeit nicht verhandelbar ist. Auf dem Weg zu diesem Ziel sind unsere Kämpfe miteinander und ineinander verknüpft, denn niemand ist frei, solange nicht alle frei sind.
Es waren drei queere, Schwarze Frauen – Alicia Graza, Patrisse Kahn-Cullors und Opal Tometi – die 2013 in den USA den Grundstein für Black Lives Matter legten. Das Engagement der Gründerinnen ist ohne Frage geprägt von intersektionalen Kämpfen und einem unbeugsamen Drang nach Veränderung. Zwar ist Schwarzsein der gemeinsame Nenner, unter dem sich die Menschen bei Black Lives Matter zusammenfinden, austauschen und Widerstand leisten, was die Bewegung aber insbesondere kennzeichnet, ist, dass sie sowohl Rassismus als auch dem Patriarchat, als auch Kapitalismus und Heteronormativität gleichermaßen den Kampf ansagen.
Es kommt vor, dass diesen Menschen der Vorwurf gemacht wird, dass ihrem Grundsatz nach nur Schwarze Leben zählen und dass sie dabei die Tatsache ignorieren, dass grundsätzlich alle Leben zählen. Dazu möchte ich eins zu bedenken geben: Menschen, deren Leben von Unterdrückung geprägt ist, finden viele Wege sich dagegen zur Wehr zu setzen und für ihre Freiheit zu kämpfen. Aber es ist niemals der Kampf für ein freies, respektiertes und geschätztes Leben, sondern dessen Unterdrückung, die uns voneinander trennt. All lives cannot matter until Black lives matter.
Die Deadline für diesen Text endet heute, aber auf eine Antwort der diesjährigen Organisator*innen des Kreuzberger CSD warten wir noch. Ob sie am 24. Juni bei der Black Lives Matter Demo dabei sein werden, erfahrt ihr am besten, wenn ihr selbst kommt. Wir freuen uns auf euch!
Autorin und Black Lives Matter-Aktivistin Shaheen Wacker
Update 23.06.17 - Die Veranstaltung zum Kreuzberger CSD an diesem Samstag wurde abgesagt! Die Organisatoren hatten gehofft, dass das Event als freie Versammlung gelten würde. Doch das Bezirksamt teilte ihnen jetzt mit, dass man das Picknick nicht am Mariannenplatz abhalten könne! Die Veranstalter gaben an, offensichtlich nicht über genügend Erfahrung verfügt zu haben, um ein solches Event umzusetzen. Sie rufen jetzt auf, sich an der Black Lives Matter Demo zu beteiligen, die um 16:30 am U-Bahnhof M*straße beginnt. Auf Facebook kündigten allerdings bereits einige UserInnen an, sich davon nicht abhalten zu lassen und sich dennoch zum verabredeten Zeitpunkt am Mariannenplatz einzufinden.
Update 22.06.17 – In Solidarität mit der Black Lives Matter Berlin-Demo will das Orga-Team des Events zum Kreuzberger CSD das Picknick ab 16 Uhr beenden und sich dann dem Protest von Black Lives Matter anschließen, der ab 16:30 am U-Bahnhof M*straße beginnt.
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