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Maren Kroymann: endlich wieder satirisch weiblich

3. März 2017
„Kroymann” am 09.03. um 23:30 im Ersten © Radio Bremen – Tom Trambow

Die lesbische Schauspielerin und Sängerin Maren Kroymann macht nach 20 Jahren wieder eine eigene Satire-Sendung. Mit SIEGESSÄULE-Chefredakteurin Christina Reinthal sprach sie über Frauen, das Kabarett und das Leben

04.03.17. – Vor 20 Jahren bekam Maren Kroymann als erste Frau im deutschen Fernsehen eine eigene Satiresendung. Mit „Nachtschwester Kroymann“ schaute sie mit ebenso feministischem wie humorvollem Blick auf die Situation der Frau in der Gesellschaft. Nun gibt es eine – zunächst einmalige – Neuauflage. „Kroymann“ heißt die Show, die am 9. März in der ARD gezeigt wird

Maren, endlich wieder eine Satiresendung mit dir. Wie kam es dazu?
Ja, das war völlig unerwartet. 20 Jahre ist es her, seit „Nachtschwester Kroymann“ zum letzten Mal gesendet wurde. Ich hatte mich damals lange darum bemüht, dass es weitergeht. Und nun wollte ich schon seit Jahren endlich mal eine DVD-Ausgabe von den alten Sendungen machen. Da gab es dann die Idee, parallel zu dieser DVD-Edition im Dritten Programm jetzt mal ein paar davon zu wiederholen. Und dafür habe ich die Radio-Bremen-Redaktion kontaktiert. Die Redakteurin hat darauf so reagiert, dass sie gesagt hat: „Also, das mit den Wiederholungen, das kriegt man schon hin, aber wäre es nicht schön, eine 30-Minuten-Sendung im Ersten zu machen?“ Sozusagen „Nachtschwester Kroymann revisited“.

Wie großartig!
Ja, das ist es. Ich wusste gar nicht, wie mir geschah. Dann ging es weiter, dass ich mir mein Produktionsteam suchen musste. Daran habe ich auch viele Monate geackert und schließlich diese BTF – Bildundtonfabrik gefunden, die auch mit Jan Böhmermann arbeitet und großartige Musikvideos macht. Ich fand es wunderbar, mit denen zu arbeiten. Sie sind ästhetisch und politisch fit, wir haben eine gute Humorverbindung, ich bin begeistert.

Mit „Nachtschwester Kroymann“ warst du in den 90ern die erste und einzige Frau, die eine eigene Satire-Sendung hatte. Heutzutage ist es ja so: Wenn eine Frau ein Fußballspiel kommentiert, gibt es einen riesigen Shitstorm. Wie war das damals? Gab es so Sprüche wie „Frauen können keine Satire“?
Nee, eigentlich fiel das niemandem auf. Es wurde nicht besonders gewürdigt oder unterstützt, sondern so getan, als ob ich einer von den Männern bin. Damals musste ja die Öffentlichkeit erst darauf aufmerksam gemacht werden, dass Frauen viel weniger zu sagen hatten, weniger in Führungspositionen waren, weniger Regie führten als Männer und so weiter. Die hatten gar nicht auf dem Schirm, dass das ein Zustand ist, der verändert werden kann und muss. Und ich habe damals eben auch was ganz anderes gemacht, habe Bindenwerbung parodiert und so weiter. Ich hab natürlich Themen gewählt, die niemand anderes gemacht hat und da konnten sie schwer sagen, Frauen können das nicht. Es war in gewisser Weise auch eine anarchische Sendung, war auch albern – eben ein anderes Spektrum als das klassische Kabarett.

Deine Show heißt jetzt nur noch „Kroymann“ also ohne „Nachtschwester“ …
Ja. Wir hatten schon damals das Prinzip der Schwester nach etwa zwei Jahren fallen lassen. In den ersten Sendungen bin ich ja noch richtig mit Schürze und Häubchen aufgetreten. Wir haben dann aber gemerkt, dass uns das zu sehr auf den ärztlichen Bereich festgelegt hat. Der Name war aber immer gut, das klang nach Giftspritze, damit konnte man gut spielen. Also haben wir den zunächst so gelassen, ohne uns weiter auf das Medizinische zu reduzieren. Das war jetzt überfällig, das auch zu korrigieren. Es ist ja auch ein bisschen anders: 20 Jahre später und ich arbeite mit einer Produktionsfirma, die ein bisschen anders drauf ist. Es wird nicht einfach so weitergehen wie vor 20 Jahren.

Was erwartet uns in diesen 30 Minuten?
Es ist eine Sketchcomedy ohne Publikum. Wir machen Sketche zu bestimmten Themen und dazwischen haben wir Dialoge – das sind Szenen bei der Psychotherapeutin (gespielt von Annette Frier), da kommen so Gedanken aus dem Alltag rein. Es wird auch ein Musikvideo geben. Im Prinzip möchte ich ein bisschen Anarchie in den Comedy-Haufen reinschießen. Gar nicht politisch korrekt und auch nicht das, was jetzt von einer Frau vielleicht erwartet wird. Der Name Trump kommt übrigens auch nicht vor. Man kann auch ohne den zu erwähnen eine trumpfeindliche Sendung machen. Ich habe meine Sicht auf die Dinge, habe mir 20 Jahre lang sozusagen nur privat meine Gedanken gemacht und jetzt äußere ich sie wieder in Form von Satire.

In einem der Sketche spielst du das älteste Mitglied einer feministischen Aktivistinnengruppe, angelehnt an die Femen-Gruppe. Die jungen Frauen dort betrachtest du dabei ja durchaus auch kritisch …
Ja. Natürlich ist das eine feministische Vereinigung, die tapfer moderne Performancekunst macht. Das finde ich gut, so wie die früheren feministischen Videokünstlerinnen, die immer auch mit Nacktheit gearbeitet haben, indem sie sie anders definieren und darüber selbst bestimmen. Das ist im Prinzip ein guter Gedanke. Ich bin aber immer auch für Selbstkritik innerhalb von bestimmten Gruppen, die auch diskriminiert werden. Das ist eine hohe Pflicht und eine ehrenvolle Aufgabe. Und bei Femen finde ich tatsächlich ziemlich auffällig, dass es immer nur die jungen knackigen Brüste sind, die da zu sehen sind. Also, ich meine es gibt 2.500 Millionen verschiedene Brüste und die, die man dort sieht, sind doch immer alle so ähnlich, jedenfalls hängen sie nicht. Das finde eigentlich ein bisschen einen Widerspruch zum feministischen Grundansatz und daraus haben wir dann einfach einen Witz gemacht.

Welches Thema ist dir besonders wichtig, satirisch zu behandeln?
Ich hab so wie damals noch immer den Blick gerichtet auf den Kontrast zwischen medialer Selbstdarstellung und Wahrheit, gerade von Stars oder auch von Frauen. Das fängt beim Lifting an, geht aber viel weiter. Es geht um die Selbstdarstellung, bei der alle immer doll sind und wo es wahnsinnig drauf ankommt, dass man sich super darstellt, und alle sind immer klasse oder hatten eine schwierige Kindheit. Alles wird immer so gewendet, dass es einem nützt und für das Image gut ist. Und ich mag es, das mit der Wahrheit zu kontrastieren.

Interview: Christina Reinthal

Kroymann, mit Maren Kroymann, Burghart Klaußner, Cordula Stratmann, Arved Birnbaum u. a., 09.03., 23:30, Das Erste

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