Szene

Brunos ist umgezogen und „ein bisschen heterolastiger“ geworden

27. Feb. 2017
© Michael Taubenheim

SIEGESSÄULE.de sprach mit dem Store-Manager von Brunos über die neue Location und wie sich der Laden in den letzten Jahren verändert hat

Der Brunos Flagship-Store in der Bülowstraße am Nollendorfplatz ist umgezogen. Er befindet sich seit Ende Januar in der Maaßenstraße 14. Also quasi um die Ecke, direkt im Schöneberger Regenbogenkiez. Wir sprachen mit Store-Manager Frank über die Gründe des Umzugs und die neue Location

Frank, warum der Umzug? Es gab zwei Optionen. Einmal zu überlegen, ob wir den alten Laden modernisieren. Aber es gab in der Community auch immer Aussagen, dass selbst wenn man in der Winterfeldtstraße wohnt, man nicht unter der U-Bahn durchläuft und zu uns einkaufen kommt. Dann hat sich das Objekt hier ergeben. Und wir fanden die Lage einfach besser. Also haben wir uns entschlossen, umzuziehen und lieber hier zu renovieren und ein neues Image herzustellen.

Welche Vorteile hat der neue Standort noch?
Wir haben viel größere Laufkundschaft. Es kommen deutlich mehr Menschen vorbei, auch gerade zum Winterfeldtmarkt. Seit wir hier sind, habe ich bestimmt zwei Drittel Kunden gesehen, die noch nicht bei uns waren. Viele haben mir auch gesagt, dass sie das erste Mal bei Brunos sind. Was ich in der Geschichte von fast 20 Jahren schon sehr erstaunlich finde.

Was war vorher in den Räumen?
In dem einen war ein Rewe Nahkauf und in dem anderen war eine Volksbank. Wir haben jetzt zwei Kassen und zwei Eingänge. Der eine Eingang ist auf der Winterfeldtstraße und hat eher Boutiquecharakter. Da kommen auch Frauen und Heterosexuelle rein. Der andere Laden ist eher industrial und queer gestaltet; passt also gut zur Maaßenstraße. Und beides harmonisiert sich dann in der Mitte zu einer großen Halle zusammen.

Die Zeiten haben sich geändert. Pornos sind im Internet frei zugänglich, Magazine und Fotobücher sind teuer, Underwear und Klamotten gibt es in vielen Läden zu kaufen. Wie habt ihr euer Programm diesen Umständen angepasst? Wir verkaufen immer noch sehr viele DVDs und Pornos, obwohl es Internet gibt. Ich denke, dass viele unserer Kunden keine Lust haben, sich da im Netz irgendwelche Seiten zu suchen, vielleicht auch ein bisschen Angst davor haben, dass sie da irgendwas falsch machen oder so. Viele Kunden kaufen auch weiterhin DVDs, weil sie es lieber haptisch haben. Was die Wäsche angeht, da haben wir ausgewählte Marken; vor allem Barcode. Klar, man kann die Sachen auch im Internet bestellen, aber es gibt immer noch sehr viele Menschen, die unsere Beratung, Bedienung und das Anfassen der Wäsche schätzen. Ich denke, dass wir eine ausgewogene Kollektion haben, die für jeden etwas bietet – von klassisch bis hin zu fetisch. Natürlich gibt es auch Kunden, die sagen: ich wollte es hier anprobieren, um es dann im Internet zu bestellen.

Wer kommt denn zu Brunos? Ich würde sagen, das Konzept „Wir sind ein Laden für jeden schwulen Mann!“, was damals von Bruno Gmünder aufgestellt wurde, funktioniert immer noch gut. Das heißt, ob Fetisch, ob sexuell, ob intellektuell – wir wollen für jeden was dabei haben und so haben wir eben auch ein große Bandbreite an Publikum. Ob das nun Männer aus dem Fetischbereich, Extremnormalos oder Heterofrauen sind, wir haben eigentlich jeden hier.

Hat sich die Kundenstruktur in den letzten Jahren verändert? Ja, sie ist ein bisschen heterolastiger geworden. Es kommen zum Beispiel mehr Frauen rein, die sagen, dass sie sich bei uns wohler fühlen als in einem normalen Sexshop. Weil sie bei uns auch Toys kaufen können oder eine Beratung bekommen, ohne dass sie das Gefühl haben, angebaggert zu werden. Das Kundenklientel ist insgesamt gemischter und auch jünger geworden. Ich denke, das ist ein bisschen so, wie sich auch die Szene entwickelt hat. Wir sind ja nicht mehr so abgeschottet wie wir das früher mal waren. Und das spiegelt sich auch in unserer Kundschaft wider.

Der Laden in der Maaßenstraße ist kleiner als der Vorgänger. Ist das Sortiment auch geschrumpft? Der neue Laden ist zwar kleiner von der Fläche, aber wir haben hier mehr Fläche für Regale. Wir können das Sortiment also sogar noch aufstocken.

Gibt’s eine Einweihungsparty? Ja, im April, wahrscheinlich um Ostern herum. Da wollen wir dann noch eine richtige Eröffnung feiern, weil wir ja jetzt auch noch nicht ganz fertig sind. Wir wollen zum Beispiel noch Bilder anbringen. Wann die Party genau sein wird, werden wir dann noch in den gängigen Medien und per Flyer bekanntgeben.

Überschattet wurde die Neueröffnung von einer traurigen Nachricht Anfang Februar. Frank Zahn, Geschäftsführer und alleiniger Inhaber des Bruno Gmünder Verlags, ist überraschend im Alter von 49 Jahren gestorben. Wie geht es jetzt im Unternehmen weiter? Gibt es schon jemanden, der den Posten als Chef übernehmen wird? Dazu kann ich noch nichts sagen.

Interview: Andreas Marschner

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