Transfrau Pari Roehi hautnah

Nach ihrer Teilnahme bei Germanys Next Topmodel war Pari Roehi in einigen Talk Shows. Im Dezember erschien die Biografie des im Iran geborenen Models, am Montag stellt sie das Buch bei Möbel Olfe vor
Pari Roehi tauchte vor zwei Jahren zum ersten Mal auf dem Bildschirm auf. Sie war die erste transidentische Kandidatin bei „Germany's Next Topmodel“. Danach wanderte sie durch Talkshows und man konnte die Geschichte ihrer Transition in einigen Boulevardblättern lesen. Am 15. Dezember hat sie ihre Biografie „Mein bunter Schatten“ im Eulenspiegel Verlag veröffentlicht, und das Buch war am ersten Tag beim Internetanbieter Amazon vergriffen. Gemeinsam mit der Autorin Friedericke Brost hat sie ihre Lebensgeschichte zu Papier gebracht und es wird deutlich, dass ihre Transition nicht das einzige einschneidende Erlebnis für sie war. Denn Pari erzählt auch von ihrer beängstigenden Flucht aus dem Iran und wie sie jahrelang in Flüchtlingsunterkünften zurechtkommen musste. Am 16.01. stellt sie ihr Buch in der Möbel Olfe vor. SIEGESSÄULE-Redakteurin Kaey hat sie vorab zum Interview gebeten
Wie kam es dazu dass du ein Buch geschrieben hast?
Es war gar nicht meine Idee. Nach Germanys Next Topmodel wurde Anke Lönne meine Managerin und sie meinte damals schon ich sollte unbedingt ein Buch schreiben über meine Transition und auch meine Erfahrungen als Flüchtlingskind. Da ich aber leider nicht so gut in Deutsch schreiben kann, hat sie mir dann den Kontakt zur Autorin Friedericke Brost vermittelt. Mit der habe ich dann ein Jahr zusammen gearbeitet.
Wie kann man sich die Zusammenarbeit vorstellen?
Wir haben regelmäßig über Skype kommuniziert und uns mehrere Stunden unterhalten. Das Ganze war wirklich fast wie eine Therapie und Friedericke ist in dieser Zeit zu einer Freundin geworden. Sie hat das, was ich ihr erzählt habe, dann aufgeschrieben und in Kapitel eingeteilt. Ich habe es dann gegengelesen und auch meine Mutter war dabei sehr involviert. Am Ende entstand dann ein fertiges Buch, mit dem wir dann einen Verlag gesucht haben. Den wir dann auch relativ schnell gefunden haben.
Ist man mit 27 nicht etwas jung für eine Autobiografie?
Das habe ich mir auch zuerst gedacht und mich gefragt, wer mich denn ernst nimmt. Doch als ich über meinen eigenen Lebensweg nachgedacht habe, ist mir klar geworden, dass ich viele verschiedene Herausforderungen gemeistert habe. Und dass es vielleicht anderen Menschen hilft, wenn sie lesen, wie ich damit umgegangen bin.
Nach Germanys Next Topmodel wolltest du eigentlich Moderatorin werden. Was ist aus dieser Idee geworden?
Ich arbeite sehr hart an diesen Traum. Leider passieren solche Sachen nicht an einem Tag. Gerade bin ich sehr beschäftigt mit meinem YouTube-Kanal und mit meinem Buch. Es wird in diesem Jahr eine Buchtour und auch Motivationsvorträge in Deutschland, der Schweiz und Österreich geben. Ich arbeite aber auch noch an vielen tollen anderen Projekten, von denen ich hier noch nicht zu viel verraten will.
Hast du schlechte Erfahrungen im „Showbusiness“ wegen deiner Transidentität gemacht?
Einerseits bekomme ich viele Anfragen, die sich auf meine Transidentität beziehen. Also, immer wenn man über mich berichten möchte, geht es nur um dieses Thema. Dabei habe ich als Persönlichkeit noch so viel mehr zu erzählen. Und andererseits ist meine Transidentität immer noch ein großes Problem in der Branche. Mir ist es oft passiert, dass irgendwelche Aufträge kurz vorher abgesagt wurden, weil dann doch irgendwer ein Problem damit hatte, mich zu buchen. Oder wenn ich auf einem roten Teppich war, haben Fotografen versucht mir unter den Rock zu fotografieren, um zu sehen was sich drunter versteckt. Ich bin mir bewusst, dass ich mich immer mehr beweisen muss oder etwas härter kämpfen muss als eine Cis-Frau in meinem Business. Ich lasse mich aber nicht beeinflussen durch Negativität und kämpfe weiter für mehr Akzeptanz und Toleranz.
Du bist auch das Werbegesicht für das Facial Team, eine Schönheitsklinik, die sich auf Facial Feminisation, also auf Operationen, die das Gesicht femininer machen, spezialisiert haben. Wie kam es dazu?
Ich hatte ja schon einige Operationen in meinem Leben. Ich weiß, dass ich da sehr privilegiert bin, weil sich wenige Transfrauen solche Operationen leisten können. Doch das Facial Team wird demnächst eine Foundation gründen, um Transfrauen zu unterstützen, die solche Eingriffe nicht bezahlen können. Das war mir ein sehr wichtiger Aspekt. Ich bin schon bei vielen schlechten Ärzten gelandet, bei denen einiges schief gelaufen ist. Und gerade für uns Transfrauen ist es wichtig, gute Ärzte zu haben, denn es geht nicht einfach darum, nur schöner zu sein, sondern darum, unser Äußeres unserem Inneren anzugleichen.
„Mein bunter Schatten“, Buchpräsentation, 16.01., 20:00, Möbel Olfe
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