Miss Platnum: „So viel Liebe, Streits und Beziehungsdramen.“

SIEGESSÄULE sprach mit der Sängerin Miss Platnum („Lila Wolken“) über ihre Musik, L-Beach und ihre Beteiligung am Film „Royal Fatal“, in der sie Jurassica Parka ihre Stimme leiht
Im Dezember feierte der Kurzfilm „Royal fatal“ im Neuköllner Kino „Neues Off“ Premiere. Ein Techno-Fantasy-Musical mit SIEGESSÄULE Kolumnistin Jurassica Parka. Den Soundtrack steuerten der englische Produzent Verdantin und die deutsche Musikerin Miss Platnum bei. Nach der Filmpremiere traf SIEGSSÄULE Redakteurin Kaey die Berlinerin, die ihren größten Hit „Lila Wolken“ gemeinsam mit den Rappern Marteria und Yasha hatte, zum Gespräch.
Wie kam es dazu, dass du für den Kurzfilm „Royal Fatal“ Musik beigesteuert hast?
Ich habe Sebastian aka Highwaychild, den Regisseur und Produzenten des Films, schon vor vielen Jahren über meinen Freund, den Rapper Marteria, kennengelernt. Beide kommen ursprünglich aus Rostock und Sebastian war immer Teil der Crew. Er hat dann auch die Outfits für Marterias Band gemacht. Als er mit der Idee für „Royal Fatal“ an mich heran getreten ist, sollte es eigentlich ursprünglich kein Film sondern eine Modenschau werden. Das hat sich dann immer weiterentwickelt, und als er mir dann Musik zugesendet hat, wusste ich, er meint es sehr ernst. Sebastian hat mir auch freie Hand gelassen beim Prozess. Er hat mir zwar eine sehr genaue Idee vermittelt, wie der Film werden soll, doch im Prinzip konnte ich mich künstlerisch ausleben.
Jurassica Parka spielt die Hauptrolle der bösen Königin und performt Lipsyncing zu Songs, die du singst. Wie fühlt es sich an, wenn jemand anderes seinen Mund zur eigenen Stimme bewegt?
Ich hab das ganze Ergebnis ja tatsächlich auch zum ersten Mal bei de Filmpremiere im Kino gesehen. Das ist dann schon irgendwie strange. Aber letztendlich hat es super gepasst. Denn es ging ja darum, eine bestimmtes Szenario zu kreieren.
Ist das das erste Mal, dass du eine Transe siehst, die deine Songs performt?
Tatsächlich ja. Aber mir ist eigentlich nicht wirklich aufgefallen, dass eine „Transe“ mit meiner Stimme zu sehen war. Für mich war das eben eine Performerin und ich bin halt auch ne Performerin. Ich versuch das nicht in Schubladen zu sehen.
Hast du eine Connection zur queer Community?
Ich kann nicht sagen, dass ich Teil davon bin. Aber ich weiß, dass ich viele queere Fans habe und ich bin da auch total stolz drauf. Ich freue mich über alle Fans.
Du bist im letzten Jahr beim lesbischen Festival L-Beach aufgetreten. Wie war das?
Es war wirklich witzig. Frauen sind unfassbar dramatisch. Und ich kann das sagen, denn ich bin ja selbst eine. Es gab so viele Szenen im Backstage, neben der Bühne, auf dem Weg zum Hotel. So viel Liebe, Streits und Beziehungsdramen. Das fand ich echt geil. Das war eine ganz andere Stimmung, als ich das sonst so auf Tour kenne.
Deine ersten drei Platten waren auf Englisch. Deine letzten beiden auf Deutsch. Für den Film hast du wieder in Englisch geschrieben. Wie gehst du ran, wenn du Songs schreibst?
Es kommt einfach auf mich zu. Es gibt eine zündende Idee, an der ich dann arbeite. Es kann durchaus sein, dass ich die dann wieder verwerfe, wenn es mir nicht mehr gefällt. Zu der Platte „Glück in Benzin“ gab es vorher eigentlich eine komplett andere Version, die ich dann doch nicht veröffentlicht habe.
Fällt es dir denn schwer, auf Deutsch zu schreiben?
Auf Englisch fällt es mir viel leichter, abstrakter zu schreiben, was mich oft selbst sehr ärgert. Bei deutschen Texten tue ich mich manchmal etwas schwerer. Es wird schnell wie ein Gedicht, und ich bin ja keine Theaterdarstellerin, die plötzlich Musik macht. Es ist also schwierig, den Balanceakt zwischen moderner urbaner Popmusik und kunstvoller Sprache hin zu bekommen.
Du hast rumänische Wurzeln und warst früher für dein Balkan-Image und den dazugehörigen Sound bekannt. Mittlerweile hast du dieses Image abgelegt. War das eine bewusste Entscheidung?
Ja. Ich bin an einer Grenze angekommen. Mir sind die Ideen ausgegangen. Es war dann irgendwann eine Art Korsett, das mich eingeengt hat.
Wie würdest du deinen jetzigen Kleidungsstil beschreiben?
Es gibt ja einen Unterschied zwischen Bühnenstil und Alltagsstil. Ich würde schon sagen, dass er für die Bühne lauter ist. Aber mittlerweile nicht mehr so wie beim Balkan-Image. Da habe ich viel mit Klischees gespielt. Jetzt achte ich eher darauf, dass mein Outfit etwas zurückhaltender ist und mein gesamtes Auftreten mehr meine Stimme unterstützt. Generell würde ich sagen, ich kleide mich klassisch, elegant, aufgepimpt mit sportlichen, urbanen Elementen.
Hast du ein Lieblingslabel?
Ich mag das Londoner Label Kokon To Zai sehr. Meist finde ich meine Outfits jedoch, ohne dass ich nach etwas Speziellem suche.
Hast du schon einmal überlegt eine eigene Kollektion zu entwerfen?
Ja das habe ich tatsächlich. Mir fehlt allerdings das Know-how, wie man so etwas umsetzt. Ich bin gut mit der Designerin Julia Bourgeois vom Label Tata Christiane befreundet. Die haben schon Videos von mir mit ausgestattet und wir haben immer mal wieder überlegt, etwas Gemeinsames zu starten ...
Arbeitest du gerade an einem neuen Album?
Ich arbeite immer an irgendwas. Aber ich glaube nicht, dass es demnächst eine Platte geben wird.
Wieso das denn?
Es liegt nicht daran, dass ich das Produkt Album nicht mag. Der Planungsprozess ist sehr schwierig. Man wird sehr unflexiebel, denn teilweise ist ein Album ja schon lange, bevor es rauskommt, fertig. Oft ist man als Mensch und Künstler schon viel weiter. Es ist nicht mehr wirklich zeitgemäß. Man muss sich als Künstlerin immer auf den Prüfstand stellen und sich fragen, warum man damit angefangen hat. Ich mache Musik aus einem tiefen Bedürfnis, mein Innerstes auszudrücken. Ich mache Musik tatsächlich, weil ich nicht anders kann! Weil es nichts gibt, das mich so erfüllt. Das Wichtigste ist es für mich, etwas zu schreiben und das beflügelt mich. Dieser gewisse Funke, wenn du eine Idee hast, ist das Krasseste überhaupt.
Interview: Kaey
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