Buch

André Bergelt lädt zum Lesungs-Party-Event zu seinem Roman „Affentanz“

17. Nov. 2016
Autor André Bergelt gelingt mit „Affentanz“ eine herrlich unaufgeregte Chronik einer nahezu typischen Feierexistenz

Inzwischen gibt es eine ganze Flut an sogenannten Berlin-Romanen. Einen weiteren steuert der gebürtige Hauptstädter André Bergelt mit „Affentanz!“ bei

Berlin wie es leibt und lebt. Oder in Neudeutsch gesagt: Wie es säuft und fickt, einwirft und fliegt, abstürzt und tanzt. Von all dem kann der namenlose Protagonist in André Bergelts Roman ein Lied singen. Als Künstler will er eigentlich ganz groß rauskommen. Sein Ziel ist es, eine seiner donnernden Klang- und Videoinstallationen in der unteren Etage des megagehypten Club Zoo aufzuführen. Nur der Booker des Clubs muss noch irgendwie auf ihn aufmerksam werden. Aber egal, man kann ja schon mal so tun, als ob alles in trockenen Tüchern wäre. Nicht nur, um Geld von seinen Freunden für die Technik zu besorgen, sondern auch um seinen Schwarm, „den Toulouser“, einen Kunsthochschulstudenten, zu beeindrucken, während sie sich in der Toilette des Zoos gemeinsam Ketamin reinpfeifen.

So weit, so typisch: Drogen, Künstler, intellektuelle Gespräche, Feiern, artsy fartsy, Gender-Mischmasch. Dazu gehört im Übrigen auch die obligatorische Gedächtnislücke am Morgen danach, an der Bergelts Protagonist chronisch leidet. Voll gewesen, toll gewesen. Hätte man im Rausch nur nicht wieder irgendwelche Scheiße gebaut und dadurch nicht nur die Freunde vor den Kopf gestoßen, sondern auch sein eigenes künstlerisches Vorankommen behindert. Doch zum Glück gibt es ja den Affen, der ihm Tipps gibt. Ja, richtig gelesen: einen Affen. Denn der sehr bekannten Drogen-Künstler-Melange fügt André Bergelt ein fantastisches Element hinzu.

Das lockert den sowieso sehr schmissigen Roman zusätzlich auf. Vor allem zeigt allein dieser kleine Kunstgriff: Ganz ernst nimmt sich das Buch nicht. Weder liegt hier eine Story vor, die Berlin und sein geiles, freies Leben in den Himmel loben will. Genausowenig wie eine, welche die böse drogenschwangere Clubkultur verteufelt. Das macht den Roman so sympathisch und kurzweilig. Er erzählt von dem doch in dieser Stadt sehr verbreiteten Phänomen, wie man sich selbst und das Clubleben viel zu wichtig nehmen kann. Und wie das wiederum gar nicht so schlimm ist, solange man Freunde hat, die einen am Ende auffangen. Sicher, das ist jetzt weder sprachlich noch inhaltlich DER Berlin-Roman, auf den die Literaturwelt ja schon lange wartet. Aber wozu auch? Das Buch ist nicht nur komisch. Es ist vor allem auch authentisch. Das muss man erst mal schaffen.

Roberto Manteufel

Angerer, Müller Dyrlich lesen „Affentanz“, 19.11., 22:00, Arena Club

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