Conchita Wurst: „Patsy ist die Frau, die ich werden möchte“

Gestern feierte die deutsche Fassung von „Absolutely Fabulous - The Movie“ in Berlin ihre Premiere. Mit dabei war auch Conchita Wurst, die wir zum Interview gebeten haben
Für „Absolutely Fabulous – The Movie“ hat Conchita Wurst die kurze Rolle des britischen Supermodels Jourdan Dunn synchronisiert. Gestern eröffnete Conchita die von SIEGESSÄULE präsentierte Premiere der deutschen Fassung des langersehnten Kinofilms um die beiden Fashion-Ladys Eddy Monsoon (Jennifer Saunders) und Patsy Stone (Joanna Lumley). SIEGESSÄULE-Redakteurin Kaey nutzte die Gelegenheit und bat die Sängerin zum Gespräch
Jennifer Saunders und Joanna Lumley haben erzählt, dass die Stars bei ihnen Schlange standen, um bei dem Film mitzumachen. Und wie war das eigentlich bei dir, Conchita? Oh, ich habe nicht gewusst, dass ein Film geplant ist. Die meisten Stars, die mitspielen, sind ja Engländer und dort bekommt man natürlich schneller mit, wenn in der Branche etwas brodelt. Ich hätte mich in die Schlange gestellt und das werde ich beim zweiten Film auch machen, weil ich fest davon ausgehe, dass es eine Fortsetzung geben wird. Ich liebe AbFab einfach so sehr. Jennifer Saudners ist ein unfassbares Genie. Bei allem aufgeblasenen Gedöns, allem Glitter und übertriebener Darstellung, gibt es diese Modewelt, die dort gezeigt wird, ja wirklich. Und zwar exakt so. Es gibt diese beiden Frauen und diese schreienden Inspizienten. Das ist alles genau beobachtet. Und deswegen ist es so lustig, weil es die Wahrheit ist.
Hast du die beiden auch getroffen? Nein.
Wird das irgendwann noch passieren? (energisch) Ja! (lacht) Ich bin mir ganz sicher, dass ich die beiden kennenlerne, genauso wie ich weiß, dass ich Cher treffen werde. Aber nein, dafür gibt es keine Pläne, nur in meinem Kopf.
Mit wem von den beiden kannst du dich mehr identifizieren, Eddy oder Patsy? Ich liebe Joanna Lumley! Patsy ist die Frau, die ich werden möchte und die ich gern zu meiner Großmutter hätte. Ich kann gar nicht genau beschreiben, was sie so ansprechend macht, vielleicht die Art wie sie sich bewegt und wie sie spricht. Ihr Background und ihre ganze Lebensgeschichte sind einfach so unglaublich faszinierend. Und sie ist so unfassbar schön. Sie spielt diese Rolle so gut, obwohl die Person, die sie verkörpert, so weit weg von ihrem eigenen Charakter ist. Mir wäre es nur möglich Rollen zu spielen, die mir auf natürliche Art und Weise liegen. Ich glaube zum Beispiel nicht, dass ich einen heterosexuellen Mann darstellen könnte. Sie könnte das, definitiv! Ich bin ein Riesenfan. Und dass ich jetzt ein klitzekleiner Teil vom Team AbFab bin, ist einfach großartig.
Wie war die Arbeit als Synchronsprecherin? Ich hatte in einem Animationsfilm bereits eine fiktive Figur gesprochen. Aber es ist viel schwieriger, einer Person deine Stimme zu leihen, die es wirklich gibt, weil nur wenig Spielraum zur Interpretation da ist. Ich versuchte Jourdan Dunn, die ich synchronisiert habe, so gut wie möglich zu imitieren. Im Film ist sie total aufgelöst, weil sie denkt, Kate Moss ist tot. Und im Script stand: Einatmen, Seufzen, Schluchzen, Text, Ausatmen, wieder Text, Weinen und das alles in ungefähr knapp zwei Sekunden. Und das ist wirklich eine ganz andere Art von Arbeit. Es macht unglaublich viel Spaß, zumindest wenn du es endlich geschafft hast, das hinzubekommen ... nach zwei Stunden.
Es ist interessant, dass du als Synchronstimme bisher nur für Frauen ausgesucht wurdest. Hast du jemals darüber nachgedacht, wie deine Stimme wahrgenommen wird? Wenn ich einen weiblichen Charakter darstelle, merke ich erst, wie tief meine Stimme ist, obwohl ich für einen Mann eine sehr hohe Stimme habe. Ich musste das dann korrigieren. Ich denke nicht, dass ich eine große Karriere als Synchronsprecherin vor mir habe (lacht), aber es macht Spaß und es ist schön, dass ich dazu eingeladen werde.
Kannst du dir denn vorstellen zu schauspielern? Absolut, aber es muss natürlich eine Rolle sein, die mir liegt. Ich weiß nicht, ob ich Schneewittchen darstellen könnte, aber vom leichten Mädchen bis hin zur bösen Königin, würde sich alles ausgehen. Die ganzen Bösewichter, alles Lasterhafte und Sündige würde ich wahnsinnig gerne spielen wollen, möglicherweise weil ich es im richtigen Leben zu wenig bin.
Für welche Rolle würde der Bart abkommen? Man muss mir nur den richtigen Scheck anbieten ... (lacht) Ich würde nach meinem Bauchgefühl entscheiden. Aber wenn das ganze Paket stimmt und die Rolle eben keinen Bart hat, dann wäre ich mir nicht zu eitel den Bart zu rasieren.
Wann kommt dein neues Album? Es gibt Plan A und Plan B. Entweder im Frühling oder im Herbst 2017, aber für ein genaues Datum ist es noch zu früh.
Schreibst du die Songs für dein nächstes Album selbst? Ich schreibe zumindest mit und habe einige Songs selbst geschrieben. Man muss jetzt schauen, ob diese gut genug sind, um aufs Album zu kommen. Ich war in Berlin und in London und habe mit ganz unterschiedlichen Künstlern Songs geschrieben. Man geht in solche Songwriting-Camps mit einer genauen Vorstellung davon, wie es klingen sollte, und es ist immer ganz spannend zu sehen, was am Ende dabei rauskommt. Ich habe auch mit Songautoren gearbeitet, die eigentlich Hip-Hop-lastige Musik machen. Dabei ist einiges entstanden, mit dem man nicht viel anfangen kann, aber zum Teil auch sehr spannende Sachen.
Interview: Kaey
Absolutely Fabulous – The Movie, UK/USA 2016, R.: Mandie Fletcher, mit Jennifer Saunders, Joanna Lumley, Jane Horrocks, Kate Moss, ab 08.09. im Kino, Preview am 05.09. bei MonGay um 22:00 im Kino International
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