Die Berliner Schwulenberatung wird 35!
Zum Jubiläum sprachen wir mit Geschäftsführer Marcel de Groot über Erfolge, Krisen und Zukunftspläne der Schwulenberatung
Die Berliner Schwulenberatung feiert in diesem Jahr ihr 35-jähriges Bestehen. Die Einrichtung ist längst eine echte Institution innerhalb der Szene. Vor wenigen Monaten erst hatten wir über die Schwulenberatung berichtet als sie die erste Berliner Unterkunft für LGBTI-Geflüchtete eröffneten. Heute wird der 35. im SchwuZ gefeiert, allerdings nur für geladene Gäste. Im Anschluss daran steigt dann Gloria Viagras Partysane. SIEGESSÄULE traf Geschäftsführer Marcel De Groot zum Gespräch
Marcel, wenn du auf 35 Jahre Schwulenberatung zurückblickst: Was würdest du sagen waren eure größten Erfolge?
Der sicherlich größte Erfolg in unserer Vereinsgeschichte war die Eröffnung vom Lebensort Vielfalt im Jahr 2012 – der ersten Wohngemeinschaft für pflegebedürftige, schwule Männer. Leider ist sie bis jetzt bundesweit einmalig. Aber genau das zeigt auch, dass die Schwulenberatung Projekte vorangetrieben hat, die Pioniercharakter haben.
Welche Krisen gab es?
Es gab immer mal wieder größere und kleinere Krisen, wenn Projekte nicht so gelaufen sind, wie wir sie uns vorgestellt haben. Eine der größten Krisen war sicherlich mit dem Bau des Lebensort Vielfalt verbunden. Das ganze Projekt dauerte etwa sechs Jahre – von der ersten Idee bis zur finalen Umsetzung. Zwischenzeitlich drohte das Projekt völlig zu scheitern, weil sowohl die Mitarbeitenden als auch der Vorstand sehr große Zweifel daran hatten. Das stürzte uns in eine große Krise, da ging es sogar um die Existenz des Vereins.
Wie viele Mitarbeiter sind denn mittlerweile in der Schwulenberatung beschäftigt?
Bei uns sind momentan 125 Menschen angestellt. Daneben haben wir mindestens genauso viele ehrenamtliche Kräfte, die uns beispielsweise in der Rechtsberatung, bei den Besuchsdiensten für ältere Menschen oder bei der Essensausgabe in Flüchtlingsheimen unterstützen. Bei manchen Projekten sind unsere ehrenamtlichen Kräfte unverzichtbar, denn ohne sie könnten wir vieles gar nicht umsetzen.
Nach dem Warnstreik im letzten Jahr hattest du versprochen, einen Plan vorzulegen, der Maßnahmen enthält, um die Gehälter der Mitarbeiter weiter zu erhöhen. Was ist daraus geworden?
Wir haben den Mitarbeitern diesen Plan vorgelegt und er enthält ein Bündel an vielen kleinen Maßnahmen, die sicherstellen sollen, dass ihre Gehälter zukünftig erhöht werden. Dabei handelt es sich sowohl um interne als auch externe Maßnahmen. Einerseits werden wir mit der Politik ins Gespräch kommen müssen, denn um die Gehälter erhöhen zu können, müssen auch die Zuwendungen des Landes Berlins steigen. Andererseits müssen wir intern ein Bewusstsein dafür schaffen, dass wir die finanziellen Mittel anders verteilen, also beispielsweise kleine Arbeitsverträge beenden oder bestimmte Leistungen nicht mehr anbieten. Ich würde sagen, dass sich durch diesen Plan etwas zum Positiven geändert hat und die meisten der Mitarbeiter mit den Maßnahmen zur angestrebten Gehaltserhöhung mitgehen können.
Richten wir den Blick in die Zukunft: Welche Projekte plant ihr als nächstes?
Da gibt es viele Ideen. Demnächst werden wir verstärkt an Wohnprojekten für unsere schwule und trans* Klientel arbeiten und planen den Bau einer Pflegewohngemeinschaft sowie einer Kindertagesstätte. Zudem wollen wir Bildungsarbeit leisten und in den Bereichen Gesundheit und Soziales über Trans-, Inter- und Homosexualität aufklären, weil der Kenntnisstand zu diesen Themen oftmals noch sehr gering ist.
Interview: Isabel Lerch
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