BÜHNE

Performance-Künstlerin und Trans-Aktivistin Juliana Huxtable bei der Biennale

5. Juni 2016
Performerin Juliana Huxtable © Julia Stoschek Collection Berlin

Die New Yorker Künstlerin präsentiert am 07.06. ihre multimediale Performance „There Are Certain Facts That Cannot Be Disputed“ erstmals in Deutschland

05.06. – Juliana Huxtable ist ein Multitalent. Neben Gesangseinlagen, DJ Sets und Modeljobs ist sie eine Performance-Künstlerin, die gerade in der New Yorker Szene Erfolge feierte. Im letzten Jahr präsentierte sie ihr Werk „There Are Certain Facts That Cannot Be Disputed“ im Museum of Modern Arts (MoMa). Sie ist Teilnehmerin der 9. Berliner Biennale, die vom 4. Juni bis18. September an diversen Orten in Berlin stattfindet. Im Rahmen der Ausstellung „Welt am Draht“ der Julia Stoscheck Collection Berlin zeigt Huxtable ihre aktuelle Performance „There Are Certain Facts ...“ erstmalig in Berlin. SIEGESSÄULE Redakteurin Kaey traf sich vorab mit ihr zum Gespräch.

Du machst viele unterschiedliche Dinge: Schreiben, visuelle Kunst, Video-Kunst, Performance, Musik usw. Was davon fällt dir am leichtesten?

Es hängt davon ab, an welchem Punkt ich gerade in meinem Leben bin und womit ich mich auseinandersetze. Ich habe ja nie wirklich Kunst oder Ähnliches studiert und ganz am Anfang, als ich noch viel im Nachtleben unterwegs war, gaben mir meine Klamotten und Outfits und auch die DJ-Gigs die Möglichkeit mich auszudrücken. Im Laufe meiner persönlichen Entwicklung ist jedoch das Schreiben zu einer Konstante geworden. Man braucht dafür kein Studio, was es natürlich sehr einfach macht. Allerdings muss ich sagen, dass Performance mir die Möglichkeit gibt, mich voll und ganz auszudrücken. In meinen Performances präsentiere ich viele unterschiedliche Dinge wie Rauminstallationen, Videos und Visuals. Zusammen ergeben sie ein großes Ganzes, aber alles kann auch für sich alleine stehen.

Deine Kunst ist sehr persönlich, und du und dein Körper sind oft Mittelpunkt deiner Werke. Ein Phänomen, das in Zeiten von Facebook und Internet weit verbreitet ist. Viele junge innovative Performance-Künstler setzen ihren Körper in Szene. War das eine bewusste Entscheidung?

Irgendwie war ich schon immer davon besessen, mich selbst als Medium zu benutzen. Als ich jung war, hat mich Malerei sehr interessiert und ich habe viel gezeichnet, oft hyperfeminine Figuren ... Eigentlich waren das Abbilder dessen, was ich mir für mich erträumt habe. Damals konnte ich mir jedoch nicht vorstellen, dass diese Images tatsächlich eine Option für mich sein könnten, denn mein Umfeld hat mir ständig den Eindruck vermittelt, dass mit meinem Körper etwas nicht stimmt, und das habe ich natürlich auch sehr verinnerlicht. Ich denke auch, bei vielen queeren KünstlerInnen ist es schon fast Tradition, dass man sich mehr mit dem eigenen Körper auseinandersetzt. Gerade wenn du trans bist, tust du das ja ständig. Dann ist es ja kein Wunder, dass der eigene Körper immer wieder künstlerisches Thema ist.

Du bist intersexuell, bezeichnest dich aber hauptsächlich als Transfrau. Viele Menschen kennen den Unterschied meist nicht. Wie gehst du damit um?

Es ist manchmal wirklich schwierig. Wenn ich über meinen Gesamtkontext spreche, erwähne ich auch, dass ich intersex bin. Meist lasse ich es jedoch weg. Denn im Kontext von trans führt biologische Mehrdeutigkeit oft zu einer Binärität. Es entsteht dann die Idee, es gäbe eine „natürliche“, „biologische“ Grundlage für Transidentität. Und im Gegensatz dazu steht dann die Idee, dass Transidentität, ohne solch eine Diagnose wie intersex, etwas Unnatürliches, Konstruiertes, Gewähltes ist. Trans gilt heute ja auch oft noch als etwas Verrücktes oder eine Krankheit.

Momentan ist das Thema trans ja sehr angesagt. Gerade in der Underground-Kunstszene gibt es immer mehr Leute, die sich damit auseinandersetzen oder sich selbst als trans* definieren. Ist das jetzt ein Trend?

Ja definitiv. Es ist allerdings schwierig, wenn die Ideen von Identität und Kunst aufeinandertreffen. Man muss in der Kunstszene schon sehr strategisch vorgehen, damit die Leute auch verstehen, dass man mehr als nur trans ist. Ich zum Beispiel weigere mich, in irgendwelchen Kontexten vorzukommen, in denen ich als Trans-Künstlerin bezeichnet werde. Natürlich hat meine Kunst etwas mit dem Thema trans zu tun, weil ich eine Transperson bin, aber es geht auch um Geschichte und Rassendiskriminierung. Außerdem traue ich der Idee nicht, als trans vermarket zu werden, gerade von einer Gesellschaft, die noch immer nicht weiß, wie sie mit Transmenschen umgehen soll. Ich finde das gefährlich.

Interview: Kaey

04.06.-18.09.2016, 9. Berlin Biennale,

bb9.berlinbiennale.de

07.06., 20:00,

Performance „There Are Certain Facts That Cannot Be Disputed“

im Rahmen der Ausstellung „Welt am Draht“,

Julia Stoschek Collection Berlin, Leipziger Straße 60,

www.jsc.berlin

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