Kreuzberger Stilikone Günther Krabbenhöft verrät seine Modegeheimnisse

Über Nacht wurde Günther Krabbenhöft als „Hipster Opa“ zum Social Media Star. Wir fragten nach, wer der gut gekleidete Mann ist
Günther Anton Krabbenhöft wohnt schon seit mehreren Jahrzehnten in einem ehemals besetzten Haus in der Nähe des Kottbusser Tors. Im letzten Jahr wurde er in den sozialen Medien zu einer Berühmtheit. Ein Tourist fotografierte den gut gekleideten Mann auf dem Kottbusser Tor und der Hipster-Opa wurde über Nacht zur Internetsensation. Als dann auch noch bekannt wurde, dass er gerne im Berghain tanzen geht, wurde er zum neuen Kult der Stadt. SIEGESSÄULE-Redakteurin Kaey traf ihn zum Kaffee im Südblock.
Günter, wie würdest du deinen Stil beschreiben?
Ich trage klassische Herrenmode mit meinem eigenen Twist.
Wie hat sich dein Stil entwickelt?
Ich mache mir nichts aus Mode ich mache mir etwas aus Kleidung. Ich wollte nie in der Masse untergehen und habe immer viel Wert auf meine Kleidung gelegt. Selbst als ich jung war und als Koch gearbeitet habe, war ich mir nie zu schade mich anständig anzuziehen auch wenn ich für meinen Job jeden Tag in meine Arbeitskleidung schlüpfen musste. Mittlerweile ist es mir wichtig, dass ich nicht lächerlich wirke. Ich denke mir gelingt das ganz gut, weil ich nicht versuche jung durch meine Kleidung zu wirken.
Was ist dein Stiltipp Nummer eins?
Jeder sollte sich fragen: Was bin ich und wer will ich sein? Und dann muss man viel ausprobieren, um seinen eigenen Stil zu finden. Selbst junge Leute gehen ja heutzutage oft in der Masse unter, weil sie irgendeinem Trend hinterherlaufen.
Aus den Medien konnte man bisher erfahren, dass du eine Tochter hast. Doch es wird so gut wie nie erwähnt, dass du schwul bist. Woran liegt das?
Ich werde einfach nie danach gefragt. Aber das ist nichts, was ich verheimliche. Bereits vor 22 Jahren war ich Mitglied in der Gruppe „Schwule Väter“ von der Schwulenberatung und bin mit meiner Frau und meiner Tochter bei Alfred Biolek in der Talk-Sendung aufgetreten.
Meinst du es könnte auch an deinem Alter liegen, dass andere Medien das Thema Sexualität ignorieren?
Das weiß ich nicht. Ich finde es ganz gut, dass man mich nicht nur auf meine Sexualität reduziert wenn man über mich berichtet. Aber wenn man mich danach fragt, habe ich kein Problem darüber zu sprechen. Da bin ich selbstbewusst genug und ich bin nicht so alt geworden um mich wegen so etwas zu schämen oder zu verstecken.
Warst du denn früher viel in der Szene unterwegs?
Nach meinem Coming-Out war das natürlich alles neu für mich. Wir waren damals immer in der Bar Zum Anderen Ufer. Dort haben sich alle getroffen. Ich war 32 und habe sehr bald einen Mann kennengelernt, mit dem ich 10 Jahre zusammen war. Aber die Vorstellung, ich bewege mich in einem Ghetto nur unter meinesgleichen, fand ich nie besonders toll. Wenn ich in ein Café gehe, dann gehe ich dort hin weil es mir gefällt und mal ganz ehrlich die Schwulen waren auch damals schon überall unterwegs. Ich erlebe das ja auch heute immer wenn ich ausgehe. Es ist alles „durchschwult“.
Wie stehst du zu dem Begriff Hipster-Opa?
Natürlich finde ich den Begriff nicht so toll. Aber leider ist es ja so, dass wenn man einmal so ein Label von den Medien aufgedrückt bekommen hat, wird man es schwer wieder los. Hipster finde ich amüsant. Aber auch wenn ich mit meinen Enkelkindern ja tatsächlich ein Opa bin, finde ich es etwas despektierlich wenn man zu mir sagt: „Hey, du bist doch dieser Opa.“ Das klingt so, als müsste man mir über die Straße helfen und so weit ist es noch lange nicht.
Seit das Foto von dir im letzten Jahr um die Welt ging, hast du vieles erlebt. Du hast Preise gewonnen, in einem Musikvideo mit gespielt, Interviews gegeben usw. Gibt es denn noch etwas wovon du träumst?
Für mich ist dieser Sturm, der durch mein Leben weht, ein Geschenk. Im Grunde habe ich dafür nichts getan oder mir etwas erarbeitet. Die Dinge fliegen mir zu und ich hatte die Möglichkeit, bisher viele interessante Menschen kennenzulernen. Ich weiß, dass dieser Hype irgendwann wieder vorbei sein wird. Aber jetzt genieße ich es sehr und koste es gerne aus. Ich will Spaß haben und das ist das Wichtigste.
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