Film

Ist Star Wars ein LGBTI-Märchen?

17. Dez. 2015
Jurassica Parka

Warum hat „Star Wars“ eigentlich so viele queere Fans? Das fragt sich SIEGESSÄULE-Kolumnistin Jurassica Parka anlässlich der siebenten Episode der am 17.12. im Kino anlaufenden Weltraumsaga

Es war einmal vor langer Zeit in einer weit, weit entfernten Galaxie … Ich glaube, es gibt kaum jemanden, der diese Worte nicht schon mal irgendwo gehört oder gelesen hat. Außer meiner Mutter vielleicht, die guckt nur rbb. Egal. Diesen Monat läuft der neue „Star Wars“-Film in den deutschen Kinos an! Yay!!! Der siebente, lang erwartete Teil „Das Erwachen der Macht”.

Ich bin ein sehr Science-Fiction-affiner Transvestit, allerdings eher aus dem „Star Trek“-Lager. Die Unwissenden stutzen jetzt vielleicht und denken: „Hä? ,Star Wars’, ,Star Trek’? Ist das nicht dasselbe?“ Nein. Augenrollen. „Star Wars“ ist viel homosexueller als „Star Trek“! Als ich meinen jetzigen Mann kennenlernte, fiel mir im Wohnzimmer sofort das riesige Bücherregal mit allen „Star Wars“-Romanen auf. Und er war nicht der Erste. Immer wieder finde ich glühende Fans des von George Lucas erschaffenen Universums unter meinen Homo-FreundInnen. Wieso? Ist „Star Wars“ ein LGBTI-Märchen?

Nun, wir wollen mal nicht übertreiben, aber Fakt ist, dass in der „Star Wars“-Welt immer wieder eindeutig homosexuell anmutende Charaktere auftauchen. Zum Beispiel C-3PO (ja genau, der goldene Roboter). Eine Megatucke! Nicht umsonst wurde in Mel Brooks’ „Star Wars“-Verarsche „Spaceballs“ C-3PO durch eine weibliche Roboter-Zofe ersetzt. Über C-3POs vermeintliche Gayness gibt es ganze Abhandlungen. Ein schwuler Android, dazu absoluter Publikumsliebling, und dann auch noch in Gold! Das kann den Homos doch nur gefallen! Nicht zu vergessen die rührende Szene, als C-3PO dem kaputten R2-D2 (das ist der andere Roboter, der aussieht wie ein Mülleimer und immer nur piept) seine Schaltkreise für eine Reparatur spenden will! Ergriffenheitsgarantie! Ein schwules Traumpaar! C-3PO, Queen of Sissy-Talk, und R2-D2, ein mit allen Toys ausgestatteter Top, der auch noch wenig redet! Wahre Computerliebe – fast wie Grindr. Nur ohne Penis.

Bei den Zuschauern nicht so gut weggekommen ist Jar Jar Binks. Dieses langohrige computeranimierte Alien, eingeführt in Episode 1 – alle Fans hassen ihn. Zum Auftakt des Films outete ihn die US-Presse sofort als Jar Jar Gay. Angeblich wurde er nur in das Script geschrieben, damit die Merchandising-Ausbeute zu Weihnachten noch erfolgreicher ausfällt. Und noch ein Gerücht hält sich wacker. So soll sich Michael Jackson damals als Jar-Jar-Binks-Darsteller beworben haben! Megabizarr. Hätte man den dann auch animieren müssen? Egal, den Kids gefällt er. Häkchen dran.

Kommen wir zu Prinzessin Leia, das ist die mit den riesigen Donuts in der Frisur. Eindeutig hetero, aber eine Kämpferin! Keine klassische Prinzessin, die gerettet werden muss. Leia rettet selbst. Das lieben wir. Oder Senatorin Amidala. Kleidet sich wie eine Transe und schießt wie ein lesbisch-feuchter Traum. Schmacht. Schauen wir uns doch noch fix die rivalisierenden Lager von „Star Wars“ an. Die Bösen, das sind die vom Imperium. Ein richtiges Nazipack, das alle Aliens verachtet und Frauen diskriminiert. Die Guten, die Rebellen, sind ein bunter, zusammengewürfelter Haufen Outlaws. Hier darf jeder mal ran und mitspielen. Sogar Jar Jar Binks. Punkt. Pride.

Nachdem unlängst alle „Star Wars“-Rechte an Disney verkauft worden waren, tauchte im neusten Roman „Aftermath“ eine schwule Hauptrolle auf. Ziemlich überraschend, das hätte ich Disney nicht zugetraut. Natürlich erzeugte der Schwule einen Riesen-Online-Aufstand der konservativen „Star Wars“-JüngerInnen. Sexualität hat hier nämlich nichts zu suchen. Aber schön auf den Metallbikini von Prinzessin Leia masturbieren, das geht immer. Im neuen Kinofilm führte ein Sci-Fi-Profi Regie: J. J. Abrams ist schon verantwortlich für die letzten zwei äußerst gelungenen „Star Trek“-Filme. Also doch irgendwie alles dasselbe. Hauptsache, die Macht ist mit uns. Eure Jurassica.

Star Wars: Das Erwachen der Macht, USA 2015, R.: J. J. Abrams, ab 17.12. im Kino

Der neue Star-Wars-Film läuft auch bei MonGay: 21.12., 22:00, Kino International

In diesen Kinos wird der Film in 2D gezeigt

In diesen Kinos wird der Film in 3D gezeigt

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