BÜHNE

30 Jahre Bridge!

5. Aug. 2015

Seit 1985 wandelt die Performancekünstlerin Bridge Markland mit Leichtigkeit zwischen Tanz, Theater, Performance, Cabaret und Puppentheater. Nun feiert sie ihr Jubiläum mit einer Werkschau in der Brotfabrik

Bridge Markland tourt seit 30 Jahren mit ihren Produktionen durch Deutschland, Europa, Kanada, USA und Australien, ihr Bühnenjubiläum im August feiert sie aber bei uns in Berlin, ein festliches Heimspiel und eine stolze Zahl für eine Künstlerin, die die Gratwanderung liebt und den Genremix beherrscht wie kaum eine andere. SIEGESSÄULE-Autorin Lena Braun bat sie anlässlich ihres Jubiläums zum Interview

Bridge, wie fühlt man sich, wenn man auf 30 Jahre Bühne zurückblicken kann? Ganz ehrlich, das erschlägt einen fast, es ist schon eine ziemlich große Zahl! Und dann kommt der Gedanke: Dreißig Jahre! Und ich mach das tatsächlich noch immer?!

Wie meinst du das? Ja, ich mache immer noch Off-Theater, ich bin ein sturer Kopf und ich bin mir treu geblieben.

An was genau denkst du dabei? Ich habe so viele Erfahrungen gemacht! Manches geht mit der Zeit immer leichter, routinierter. Anderes könnte endlich mal leichter werden!

Was denn? Ich hätte gern eine Managerin, jemanden der sich ums Booking kümmert. Es kommen zwar jetzt immer mehr Anfragen von ganz alleine, aber ich muss mich noch immer um viel zu viel selbst kümmern.

An was denkst du gern zurück? Ich war gerade auf der AIDS-Gala in Köln, da begegnete mir Conchita Wurst, die mir ein Riesenkompliment zu meinem Outfit machte. Ich war ganz überrascht, immerhin trug sie ein schwarzes Designerkleid mit Schleppe und ich nur eine selbstgenähte Galarobe, in Gold und Braun mit Paisleymuster, hat meine Mama mir mal in den Siebzigern genäht. Conchita hatte eine so tolle Ausstrahlung! Eine echte Wucht!

Du bist ziemlich viel auf Tour, stimmt’s? Ich bin mit meinen Klassik-Stücken viel im englischsprachigem Raum unterwegs, in High Schools, Unis, Colleges und Goethe-Instituten.

Das ist doch sicher komplett was anderes als deine Classik-in-the-Box-Stücke hier in Berlin zu spielen! In den USA sind die Leute zum Teil halt wirklich prüde. In Kentucky durfte ich mal eine Schule nicht betreten, weil die Eltern mich vorher gegoogelt haben und dann Panik hatten, dass ich nicht das Richtige für ihre Kinder bin. Oder wenn meine Puppen Sexszenen spielen, das ist bei uns in Berlin ja supernormal, aber in den USA da grölen die, wenn Faust Sex mit einer Barbie hat! Die Studenten bedanken sich bei mir sogar oft dafür, dass sie so etwas Verruchtes in einer Bildungseinrichtung sehen durften.

Und die Ausnahme von der Regel? Hahaha! Ja! Da gab es auf einer High School in San Francisco diesen Hausmeister! Er nahm mich nach der Show beiseite und sagte mir: „Hey cool, Ihre Musikauswahl, die gefällt mir wirklich! Geben Sie mir doch mal Ihre Emailadresse, dann schicke ich Ihnen eine ganze Liste mit richtig dreckigen Songs, die Sie sicher super finden!”

Und die Songs, die wir auf deinem Jubiläum zu hören kriegen, sind die dreckig? Ja, da geht es schon zur Sache. Auf ganz verschiedene Weise. Von Rammstein bis Donna Summers „I feel love“. Ich freu mich total auf mein queeres Berlin-Publikum. Hier versteht man meine musikalische Bandbreite einfach wirklich!

Wie kam die Stücke-Auswahl für dein Bühnenjubiläum zustande? Ich hatte Lust die Entwicklung aufzuzeigen die meine Stücke gemacht haben. Als ich 2006 mit „Faust in the Box“ herauskam, da wurde der Text noch im Home-Studio eingesprochen und die Stimmen klingen im Vergleich zu den 2012 entstandenen „Räuber in the Box“ total roh. Auch die Anzahl und die Länge der Songfetzen, die ich verwende hat sich potenziert, verändert. Bei Faust waren es 90 und bei den Räubern dann schon 155 Tracks und dann kommt dazu der ganz andere Klang. Ich verwende in den drei Stücken auch unterschiedliche Puppen, das ist im Gesamtzusammenhang auch superspannend. Bei Faust habe ich Handpuppen, bei den Räubern Kens und Barbies und bei „Leonce + Lena“ spiele ich mit Lumpenpuppen einer ganz tollen Designerin.

Verrätst du uns zu deinem Jubiläums auch etwas über deine Zukunftswünsche und Träume? Was dürfen wir von dir als Nächstes erwarten? Es haben sich tatsächlich bei mir gerade zwei Wünsche erfüllt! Ein Traum von mir war es, einmal in Yale zu spielen, und das passiert jetzt. Und dann wurde ich vom Museum für angewandte Kunst in Frankfurt am Main engagiert, um das Rahmenprogramm zu einer Ausstellung zu kuratieren, zum Thema „Drag“, das ist so aufregend und spannend! Und wir wollen die Sache auch nach Berlin holen. Ich liebe es, wenn mich jemand fragt und ich nicht fragen muss. Ein neues Stück kann man in den nächsten Monaten nicht von mir erwarten, ich bin jetzt mit dem Kuratorenjob beschäftigt, ich liebe Veränderungen und Weiterempfehlungen, das sind echte Wunscherfüllungen.

Bridge Markland – 30 Jahre Bühne. Classic in the Box Werkschau: Faust in the Box, 06.–08.08., Räuber in the Box, 13.–15.08., Leonce + Lena in the Box, 20.–22.08., Brotfabrik. Mehr Infos unter bridge-markland.de

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