CSD

CSD-Verein contra Ralf Fröhlich, CDU fein raus?

15. Mai 2013
links Ralf Fröhlich (LiSL/FDP), rechts Stefan Kaufmann (MdB/CDU), bei der Posiumsdiskussion. (c) Copyright Bundesstiftung Magnus Hirschfeld/Sabine Hauf

Der CSD-Verein fordert Fröhlich auf, alle politischen Ämter niederzulegen. Der poltert zurück, auch gegen queere Medien. Merkelesk: Die CDU ist gerade fein raus

/ Bericht – Der CSD-Verein hat am Dienstag Ralf Gion Fröhlich, Bundesvorstandsmitglied von „Liberale Schwule und Lesben“ (LiSL) zum „Rücktritt aus dem Bundesvorstand von LiSL und von allen politischen Ämtern“ aufgefordert. Hintergrund ist, dass Fröhlich bei einer Podiumsdiskussion am vergangenen Freitag Kritik an der homofeindlichen Politik der CDU mit der Bücherverbrennung der Nationalsozialisten verglichen hatte (Bericht hier). Dem vorangegangen war eine Diskussion über die Frage, ob ein Wagen der CDU an der CSD-Parade teilnehmen darf oder nur ein Wagen des „LSU”, den Lesben und Schwule in der Unio.

Der genaue und akustisch aufgezeichnete, uns vorliegende Wortlaut Fröhlichs bei der Podiumsdiskussion ist dieser: „Will jetzt der CSD zwischen den guten CDU-lern und den schlechten CDU-lern unterscheiden. Heute ist ja das Jubiläum der Bücherverbrennung der Nazis, die haben auch zwischen den guten Autoren und zwischen den schlechten Autoren unterschieden.”

Fröhlich habe, so nun der CSD-Verein, „historische Ereignisse vom 10. Mai 1933 auf unverantwortliche Art und Weise verharmlost“. Fröhlich sei deshalb für LiSL als einem „der Demokratie und der Rechtsstaatlichkeit verpflichteten Vereins“ nicht mehr tragbar.

Die Reaktion des zum Rücktritt aufgeforderten dauerte nicht lange: Laut queer.de teilte Fröhlich per Pressemitteilung mit, er habe den CDU-Ausschluss und die Bücherverbrennung nicht gleichstellen wollen, „sondern eine Mahnung ausgesprochen, sich weitere Gedanken über den Ausschluss der CDU zu machen.“ Und am Tag der Bücherverbrennung habe er nur darauf hingewiesen, dass der „Wert von Freiheit und Toleranz“ und „Verbote und Ausschlüsse“ gefährlich seien. Darüber hinaus wirft Fröhlich laut queer.de den queeren Medien Parteilichkeit „je nach politischer Präferenz“ und empfiehlt „die neutrale Darstellung im Tagesspiegel“.

Kommentar: Catfight statt politischer Auseinandersetzung

von Christian Mentz

Jetzt schießt der CSD-Verein weit über das Ziel hinaus – denn auch wenn der Vergleich von Ralf Fröhlich vollkommen daneben und indisktutabel war: So etwas kann jedem und jeder passieren, wenn man sich in einer angespannten politischen Diskussion im Recht wähnt, sich aber nicht durchzusetzen kann. Dann kann es passieren, dass außer einem Griff ins braune Klo der Nazi-Vergleiche nicht mehr zu helfen verspricht. Gefühlt in die Ecke getrieben und zugebissen.


Sinnloser und nicht zielführender Catfight

Daraus nun eine komplette Rücktrittsforderung, also das Ende der politischen Karriere zu drehen: Das steht dem CSD-Verein nicht gut zu Gesicht. Wird hier ein Nebenkriegsschauplatz eröffnet, um vom eigentlichen Konflikt wegzukommen? Catfight gegen Fröhlich anstelle der eigentlichen Frage: Was ist denn nun mit dem Ausschluss des CDU-Wagens von der Parade? Was gibt es eine endgültige Entscheidung? Hier sollte der CSD-Verein zu Antworten kommen, anstatt sich im Klein-Klein, wer was gesagt hat, zu verlieren. Sonst könnte auch der Verdacht aufkommen, dass man von der eigentlich Frage ablenken will. Der CDU-Wagen ist die Sache, um die es jetzt gehen muss.

Wie Fröhlich nun seinerseits gegen queere Medien austeilt, ist leider auch nicht von Sachlichkeit getragen: Er wirft den LGBT-Medien Parteilichkeit vor und es sei ja alles ganz anders gewesen. Hätte Fröhlich sich zeitnah für seinen Fehlgriff entschuldigt, müsste er jetzt nicht die Tatsachen verdrehen. Wenn er ernstgenommen werden will, muss er schon zu dem stehen, was er gesagt hat und das dann eventuell korrigieren. Und was ihm beim Tagesspiegel-Bericht als neutral erscheint, ist nur gnädige Ungenauigkeit (hier).

Summa summarum: Die Kontrahenten – im Moment CSD-Verein und Ralf Fröhlich von der FDP – verzetteln sich in einem sinnlosen und nicht zielführenden Catfight. Das eigentliche Thema, CDU-Wagen ja oder nein, gerät aus dem Blick. Das ist ja schon fast Merkel-Niveau: Alle streiten sich, und am Ende gewinnt die CDU? CSD-Verein und Fröhlich gehen aufeinander los, die CDU lehnt sich zurück und genießt die Show?

Alle bitte zurück auf Start und die Frage klären: Startet der CDU-Wagen bei der Parade – ja oder nein? Auch die LGBT in Berlin und darüber hinaus sollten diese Frage mitentscheiden: Die LeserInnen von siegessaeule.de zeichnen mit bisher rund 950 Abstimmungsteilnahmen dieses Meinungsbild: 65 Prozent sind gegen den Wagen, 34 Prozent dafür.

Die Abstimmung läuft weiter, siehe rechts auf dieser Seite 

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