Kultur

Wohin an Silvester: Jahreswechsel im Theater

29. Dez. 2014
Silvester feiern kann zum Beispiel auch im "Käfig voller Narren" in der Bar jeder Vernunft © XAMAX

Wohin an Silvester, fragt sich jedes Jahr Chefredakteurin Christina Reinthal. Zum Glück weiß sie, was auf den Bühnen Berlins in dieser besonderen Nacht passiert

29.12. – Ich persönlich finde es ja eher langweilig mit einem Sektglas in der Hand auf irgendeiner Party rumzustehen. Aber an Silvester finde ich es noch schlimmer. Man wartet, bis es endlich Mitternacht ist und lässt dann die Gläser klirren. Aber Gott sei’s getrommelt und gepfiffen, dass es in Berlin nicht mal an Silvester langweilig werden muss. Und wer sich in den letzten Stunden des alten Jahres nicht über die Maßen im Smalltalk üben will, aber durchaus Lust auf Gesellschaft hat, geht einfach ins Theater. Das geht wahlweise mit oder ohne Essen, über Mitternacht hinweg oder so, dass man noch vor dem großen Geknall sicher zu Hause. Alles da. Natürlich darf man an einem solchen Abend keinen „Faust“ erwarten, genau wie im Fernsehen sind die Theater am Silvesterabend von der leichten Muse dominiert.

Die Komische Oper zeigt Barry Koskys Inszenierung von der „Schönen
Helena“.
Wer Kosky kennt, weiß, dass der Klamauk dabei nicht fehlt, aber eben auf die Kosky-Art, hinreißend. Noch ein schwuler Regisseur: Im Berliner Ensemble läuft sogar zweimal, (15:00 und 19:00) Robert Wilsons Version von „Peter Pan“ mit der Musik von den queeren Schwestern Bianca und Sierra Cassidy alias CocoRosie. Wer eigentlich schon immer mal mit Marlene ins neue Jahr gleiten wollte, kann das im Renaissance Theater machen. Na ja, jedenfalls mit ihrer nachweislich besten Darstellerin Judy Winter. Um 18:00 und um 22:30 läuft „Marlene“ von Pam Gems und Volker Kühn, in der zweiten Vorstellung wird also gemeinsam reingefeiert.

Das kann man übrigens auch mit Liebe und gutem Essen und: Gayle Tufts. Zu ihrem aktuellen Programm „Love“ gibt es im Tipi ein viergängiges Menü, mit extra langer Pause für den Hauptgang und anschließender Party. Die Vorstellung endet um 23:00, die Tufts bleibt aber natürlich da und zählt das neue Jahr ein. In der Bar jeder Vernunft gibt es zwar nur drei Gänge, dafür aber wesentlich mehr Travestie. Seit 06.12. läuft wieder das Kultmusical „Ein Käfig voller Narren“, auch an Silvester gibt es eine Vorstellung.

Apropos Travestie, es geht auch schangelig – und zwar auf die ganz charmante Art: Das Neuköllner Theater im Keller glitzert sich mit allem, was die Pailletten hergeben, ins neue Jahr. Um 23:00 beginnt die „Travestieshow en vogue“, der Countdown findet also auf der Bühne statt. Ach und dit is ja ooch Travestie: im BKA feiert man ja nun traditionell mit Edith Schröder ins neue Jahr. Ades Zabel & Company zeigen ihre bewährte Best-of-Show und rufen mit Prosetschio und Futschi in der Hand „Hallo 2015“.

Tradition wird ja großgeschrieben, gerade an Silvester, und die Brauseboys gehören da inzwischen auch zu. Natürlich müssen wir nicht auf ihren vorgelesenen Jahresrückblick verzichten: „Auf Nimmerwiedersehen 2014: Ein Jahr bricht aus“, heißt es diesmal. Gespielt wird an Silvester um 16:00 und 19:30 im Kookaburra. Wer nicht lesend, aber kriminalistisch in die Silvesternacht kommen will, geht ins Berliner Kriminal Theater. Auch für „Inspektor Campells letzten Fall“ gibt es eine Doppelvorstellung: 15:30 und 19:00. Na dann: Prost Neujahr!

Christina Reinthal

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