Initiative für queeren Tourismus

10 Jahre Pink Pillow: Berliner Hotels für LGBTIQ*

25. Juli 2023 Lara Hansen
Bild: TSH
Pink-Pillow-Initiator und Hoteldirektor Philip Ibrahim

Seit zehn Jahren gibt es nun schon die „Pink Pillow Berlin Collection“ der Tourismusagentur visitBerlin: Das Netzwerk aus queer-freundlichen Hotels der Hauptstadt soll LGBTIQ*-Tourist*innen das Reisen erleichtern. SIEGESSÄULE-Autorin Lara Hansen sprach mit den Wegbereitern der Initiative Philip Ibrahim und Ralf Ostenburg über die Entwicklung des Projekts

Eine Stadt, die so viele queere Menschen anzieht wie Berlin, braucht auch ein entsprechendes Hotelangebot. Wie dringend das Gastgewerbe queere Sichtbarkeit nötig hatte, wurde dem passionierten Hoteldirektor Philip Ibrahim zum ersten Mal bewusst, als er vor über zehn Jahren ein queeres Fotoshooting in beinahe 400 Hotels anfragte und es Absagen hagelte. Der damalige Novotel-Manager entschied daraufhin, die Sache selbst in die Hand zu nehmen: Aus dem ersten Brainstorming entstand in Kooperation mit dem Stadtmarketing visitBerlin das Konzept für Pink Pillow: ein Netzwerk aus queer-freundlichen Hotels in und rund um Berlin. Dieses Jahr feiert das Projekt sein zehnjähriges Bestehen.

Taten sprechen lauter als Worte, lautet dabei die Devise. „Ein Pride-Statement soll es nicht nur für einen Monat geben, sondern das ganze Jahr über“, so Philip. Eine gehisste Regenbogenflagge vor dem Eingang reicht deshalb nicht aus. Jedes Hotel muss eine LGBTIQ*-Charta unterschreiben und für alle sichtbar aufhängen, ob in der Lobby, an der Rezeption oder in den Parkhäusern.

Infos zur queeren Szene müssen niedrigschwellig zugänglich gemacht werden. Die teilnehmenden Hotels verpflichten sich außerdem zu Weiterbildungen und Sensibilisierungsschulungen für ihre Mitarbeitenden. Auch soll sich jedes Hotel im Rahmen seiner Möglichkeiten lokal in der queeren Community engagieren. Die Verantwortung dafür liegt bei den Hotels selbst.

Hotel-Netzwerk soll klein und überschaubar bleiben

Das Versprechen zur Eigeninitiative birgt bei der Fluktuationsrate, die in Hotels üblich ist, selbstverständlich Risiken. Damit das Projekt nicht zur Marketingmasche verkommt, hält Philip das Netzwerk lieber klein und überschaubar. Mit den etwa 60 Hotels, die mitmachen, stehe er im engen Austausch. Aus dem gleichen Grund hat Pink Pillow trotz reger Nachfrage bisher nicht in andere Städte expandiert. „Pink Pillow ist nicht kopierbar“, so auch Ralf Ostenburg von visitBerlin. „Es muss immer ehrlich bleiben.“

Der Marktmanagement-Abteilungsleiter hat die Initiative von Anfang an mit auf den Weg gebracht. Mit leuchtenden Augen spricht Ralf von seiner Zusammenarbeit mit Philip. „Du brauchst einen Treiber wie Philip, der das mit Herzblut macht und gut vernetzt ist“, erklärt er.

Für Philip, der sich selbst als „Straight Ally“ bezeichnet, ist Pink Pillow auch aus persönlicher Motivation entsprungen. Der Hoteldirektor mit arabischen Wurzeln erzählt, er verstehe als Person of Color nur zu gut, wie es sich anfühle, ausgegrenzt zu werden. „Gruppen, die am Rande der Gesellschaft stehen, brauchen Möglichkeiten und Räume.“

Daher lege er auch in seinem eigenen Hotel The Social Hub ein besonderes Augenmerk auf die Bedürfnisse von BIPoC und queeren Menschen. „In der Community existiert immer noch eine klare Dominanz von weißen, schwulen cis Männern. Wir wollen für alle zugänglich sein.“

Ausschluss durch zu hohe Hotelpreise

Philip betont allerdings auch, er sei Wirtschaftsunternehmer und kein Sozialarbeiter. So lässt sich auch ein großer Schwachpunkt des Projekts erklären: Die Hotels sind zwar zu sozialem Engagement in der Szene verpflichtet, aber von der Erschwinglichkeit der Zimmer ist in der LGBTIQ*-Charta der Pink-Pillow-Hotels keine Rede. So dürften höhere Hotelpreise immer noch einen großen, weniger privilegierten Teil der queeren Community ausschließen – von ganzheitlicher Inklusion kann man daher nicht sprechen.

Ralf und Philip lehnen gleichzeitig jegliche Form von Pinkwashing ab: „Wir verdienen an dem Projekt nichts. Das ist ein klares Statement“, so Philip. Für Ralf ist vor allem die bisherige Langlebigkeit der Initiative ein Versprechen an die Zukunft, noch inklusiver zu arbeiten.

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