Übergriffe auf Drag Queens im öffentlichen Raum
Anfang der Woche meldete die Berliner Polizei, dass am Pfingstsonntag zwei Drag Queens Strafanzeige u. a. wegen gefährlicher Körperverletzung und Beleidigung erstattet hatten. Sie waren eine halbe Stunde zuvor in Neukölln von mehreren Personen angegriffen wurden. Eine der beiden Drag Queens war Betty BücKse. Sie ist desöfteren in Drag auf Berliner Straßen oder in der U-Bahn unterwegs. Wir wollten unter anderem von ihr wissen, welche Erfahrungen sie dabei macht
Betty, am vergangenen Wochenende wurdest du Opfer eines LGBTI*-feindlichen Übergriffes. Was genau ist passiert?
Kaey und ich waren vergangenen Sonntag bei der SchwuZ–Aktion „Alles muss raus“ und sind dann noch kurz in die Hasenheide um den Tag ausklingen zu lassen. Auf dem Rückweg, gegen 22:00 Uhr, wurden wir dann von zwei männlichen Personen in der Neuköllner Flughafenstraße mit Wörtern wie „Schwuchtel“ oder „Hurensohn“ beleidigt. Wir gingen, da wir solche Beschimpfungen gewohnt sind, weiter und nahmen das nicht besonders „ernst“. Die Beiden liefen dann hinter uns her und schlugen uns plötzlich mit einem Gürtel gegen die Beine. Weitere Personen äußerten ebenfalls Beleidigungen in unsere Richtung und wir wurden mit Flaschen aus dem gegenüberliegenden Haus beworfen, welche uns zum Glück nicht trafen. In diesem Moment kam uns ein junges Pärchen zur Hilfe, das uns in einen „sicheren“ Bereich begleitete.
Ihr seid nach dem Übergriff sofort zur Polizei gegangen, um Anzeige zu erstatten. Warum war dir dieser Schritt wichtig?
Es ist wichtig, sichtbar zu machen, was passiert ist. Auch hat mir das Wissen geholfen, dass die Berliner Polizei gerade bei transphoben und homophoben Übergriffen in den letzten Jahren ihre Kompetenz erheblich erweitert hat und in solchen Fällen ermittelt wird. Das Gespräch bei der Polizei bestätigte dann auch diese erwartete Kompetenz. Parallel habe ich mich auch an das schwule Anti-Gewalt-Projekt MANEO gewandt, ihnen am nächsten Morgen eine Mail geschickt und bereits eine sehr kompetente Antwort mit weiteren Hilfsangeboten erhalten.
Wie man auf Facebook verfolgen kann, bist du öfter mal nachts in Drag auf Berliner Straßen und in der U-Bahn unterwegs. Oft sogar allein. Welche Erfahrungen hast du dabei gemacht?
Überwiegend positive. Wenn z. B. ein Kind dich fragt, ob es ein Bild mit dir machen kann und du merkst, dass durch das Verhalten des Kindes auch die Eltern locker werden, ist das ein tolles Gefühl. Dann gibt es natürlich auch die üblichen Beschimpfungen, auf welche ich eigentlich gar nicht mehr groß reagiere. Wenn dann aber so etwas wie am Wochenende passiert, dann schlägt das natürlich sehr stark auf den Stöckel und du fragst dich „Warum?", „Was soll das?" und „Was ist mit denen nicht in Ordnung"? Der Grund weshalb mir relativ wenig passiert, ist, dass ich als 2,08 m große Wuchtbrumme natürlich schon eine gewisse Präsenz habe. Andere Drags erleben da leider viel mehr körperliche Anfeindungen als ich.
Wie schaut es deiner Meinung nach in Berlin mit Zivilcourage aus? Sind die Berliner*innen deiner Erfahrung nach hilfsbereit, wenn sie Zeuge von Gewalt und/oder Feindlichkeit gegenüber LGBTI* im öffentlichen Raum werden?
Ich kann da nur aus meiner Erfahrung sprechen. Am Wochenende kam uns ein Pärchen zur Hilfe, was toll und ja eigentlich auch unerwartet gewesen ist. Ansonsten beobachte ich natürlich im Alltag die typische Ignoranz der Mehrheit. Aber ich gebe die Hoffnung nicht auf, dass sich das irgendwann mal ändert.
Einige LGBTI*-Personen sind ja der Meinung, dass man als Dragqueen oder extrovertierte Tucke im öffentlichen Raum einfach nur provozieren und dabei außerdem ein falsches Bild von LGBTI* vermitteln würde. Was würdest du diesen Menschen gerne sagen? Diese Aussage ist auf so vielen Ebenen falsch, diskriminierend und unreflektiert, dass es kracht. Am Sonntag bei dem Vorfall waren Kaey und ich in „Volldrag“ mit einer riesengroßen Regenbogenflagge und einer Transflagge unterwegs. Und wir waren wunderschön und würden es genauso wieder tun!
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