Interview mit FaulenzA

„Alle weiblichen Identitäten sollten supportet werden“

10. Jan. 2017

Die Musikerin und Trans*aktivistin FaulenzA gibt Workshops zum Thema Trans*misogynie und hat ihr Material inzwischen zu einem Buch ausgearbeitet

Eigentlich wollte die Rapperin, Liedermacherin und Trans*aktivistin FaulenzA im Sonntagsclub ihr Buch „Support your sisters not your cisters“ vorstellen. Leider hat sich einiges verzögert, das Buch kommt erst im März raus. Doch die Veranstaltung findet trotzdem statt: FaulenzA hält einen Vortrag zum Thema Trans*misogynie, dazu gibt es eine Ausstellung. Im Interview erzählt sie Einzelheiten

FaulenzA, Du bist als Musikerin bekannt, erst vor ein paar Monaten kam dein aktuelles Album „Einhornrap“ heraus (Interview dazu auf SIEGESSÄULE.DE). Nun folgt ein Buch. Wie kam es dazu?
Ich halte schon seit etwa drei Jahren Vorträge über Trans*misogynie, also Feindlichkeit gegenüber Trans*frauen. Mir begegnen immer wieder Beispiele von Diskriminierungen, in der queerfeministischen Szene und überhaupt. Das verarbeite ich – auch in der Hoffnung, dass ich das im Alltag nicht mehr so vielen Leuten einzeln erklären muss. Zum Vortrag wollte ich ein Handout machen, das wurde immer ausführlicher, es kamen immer noch mehr Aspekte dazu. Dann dachte ich, ich mache ein Zine daraus, aber es wurde immer länger. Also habe ich Edition Assemblage gefragt, ob sie das veröffentlichen wollen. Es ist mit den Vorträgen gewachsen, dort kamen viele Anregungen hinzu: Es gab Feedback und interessante Fragen, die mich weitergebracht haben.

Das Buch heißt „Support your Sisters not your Cisters“ – fehlt da nicht ein „just“? Impliziert der Titel nicht den Ausschluss von Cisfrauen?
Es gibt diesen Slogan auch mit „only“ oder „just“, also „Support your Sisters, not only/just your Cisters“. Aber der Spruch hat immer die gleiche Bedeutung: „Sisters“ schließt ja Cisfrauen ein: alle Menschen, die sich als weiblich definieren. Also auch Cisfrauen. Das heißt einfach nur, dass alle weiblichen Identitäten supportet werden sollten. Ich habe das Kürzere genommen, weil es eh ein so langer Buchtitel ist. Die Bedeutung ist aber gleich.

Also geht es im Buch um alle Weiblichkeiten, z.B. auch um Femininitätsfeindlichkeit in der Schwulenszene?
Es geht hauptsächlich um Trans*weiblichkeiten, da ich ja von meiner Person ausgehe und über meine eigenen Erfahrungen schreibe.

Von was für Erfahrungen sprichst du?
Oft wird in der feministischen Szene nicht mitgedacht, dass es nicht nur Cis-Frauen, sondern auch Trans*frauen gibt. Slogans wie „Schwanz ab!“ „Rebellieren statt Epilieren“ „Menstruationsneid“ zeigen nicht viel Trans*sensibilität. Es sollte selbstverständlich sein, dass ein Frauenraum offen für alle Frauen ist. Leider gibt es immer noch Frauenräume, die Trans*frauen offen ausschließen. Und es gibt viele Frauenräume und FrauenLesbenTrans*Inter*-Räume, die zwar offiziell offen sind für Trans*frauen, aber in denen sich viele Trans*frauen nicht wohl fühlen können, weil ein großer Teil der Anwesenden keinen Bock auf sie hat. Trans*frauen sollten als ein selbstverständlicher Teil der feministischen Szene gesehen werden.  Ich wünsche mir mehr Offenheit für Trans*frauen und mehr Unterstützung. Das gilt aber genauso für die schwullesbische Szene.

Zum Beispiel?
Letztens habe ich auf einem CSD gespielt, wo fast ausschließlich Männer aufgetreten sind. Die beiden männlichen Moderatoren haben sich bemüht, immer alle LSBTI-Buchstaben zu nennen, trotzdem waren dort hauptsächlich schwule Männer präsent. Das zeigt, dass es männliche Dominanz auch in der queeren Szene gibt. Ich würde mir manchmal wünschen, dass Männer sich etwas mehr zurücknehmen, um auch Raum für weibliche Personen zu lassen. Dass CSDs bunter und diverser sind. Dass es mehr Raum und Sichtbarkeit in der queeren Szene für lesbische, transweibliche und non-binäre Identitäten gibt.

Was zeigt die Ausstellung im Sonntagsclub?
Es ist eine Ausstellung der Illustrationen aus dem Buch, Bilder von trans*weiblichen Personen, die Yori Gagarim gezeichnet hat. Ich kenne Yoris Kunst schon lange, die Comics, Aufnäher, Postkarten und T-Shirts. Es lag für mich nahe, Yori nach Illustrationen zu fragen, aber es war sehr aufregend, weil ich schon so lange Fan war! Yori hat sofort zugesagt und unterschiedliche trans*weibliche Personen gezeichnet, die immer mit einem Zitat aus dem Buch verbunden sind. Das ist eine enorme Bereicherung und bildet die Vielfalt von trans*weiblichen Personen ab.

Wann ist dein nächstes Konzert in Berlin? Gibt es im März dann einen „echten“ Release?
Gerade steht noch kein nächstes Konzert in Berlin fest, Infos gibt es dann auf meiner Website und der Facebook-Seite. Aber im März gibt es eine Buchpräsentation, organisiert vom LesBiTrans-Referat der FU. Man kann das Buch natürlich auch im Buchhandel und beim Verlag direkt vorbestellen.

Interview: Malte Göbel

FaulenzA-Vortrag mit Ausstellung von Yori Gagarim, 10.01., 20:00, Sonntagsclub

FaulenzA: Support your sisters not your cisters. Über Diskriminierung von trans*Weiblichkeiten. Edition Assemblage

FaulenzA im Web:
Faulenza.blogsport
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