Welt-Aids-Tag

Keine dummen Sprüche mehr: „Positiv zusammenleben“

2. Nov. 2016
(c) Axel Schock

Vor dem Bundesgesundheitsministerium wurde am 02.11. eine neue Kampagne zum Welt-Aids-Tag vorgestellt, die sich gegen die Ausgrenzung von Menschen mit HIV richtet

Eine neue Kampagne zum Welt-Aids-Tag richtet sich gegen die Ausgrenzung von Menschen mit HIV

Vor dem Bundesgesundheitministerium an der Friedrichstraße pfeift der Wind. Hermann Gröhe sehnt sich nach einem Glühwein und lächelt tapfer in die Kameras der Pressefotografen. Wie der Bundesgesundheitsminister halten auch die Vertreterinnen und Vertreter der an der Welt-Aids-Tags-Kampagne beteiligten Organisationen – die Deutsche AIDS-Hilfe (DAH), die Deutsche AIDS-Stiftung und die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) – Schilder in die Höhe. „Mit HIV komm ich klar. Mit Panikmache nicht.“ steht auf dem Schild des Ministers. „Mit HIV kann ich leben. Ohne den Rückhalt meiner Familie nicht.“ ist auf jenem der BZgA-Leiterin Heidrun Thaiss zu lesen.

Auf den Plakaten, Anzeigenmotiven und Flyern, die demnächst bundesweit zu sehen sind, werden dann allerdings HIV-positive Menschen diese Botschaften an die Bevölkerung richten. So wie Björn aus Frankfurt, der zum Kampagnenauftakt nach Berlin gekommen ist. „Es geht darum, ein realistisches Bild von heute zu vermitteln, und ich glaube, dies geht nur mit authentischen Menschen und deren Geschichten“, erklärt der 39-Jährige das Kampagnenkonzept gegenüber SIEGESSÄULE.

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Denn HIV-Infizierte müssen sich nicht nur immer wieder dumme Sprüche anhören, sie erleben mitunter Diskriminerung am Arbeitsplatz, manchmal sogar im engeren Freundeskreis oder auch in der schwulen Szene. „Wir dürfen nicht nachlassen, die Krankheit weiter zu bekämpfen und über Risiken aufzuklären“, betont Hermann Gröhe. Zugleich aber sei es wichtig, „das wir alle gemeinsam entschlossen gegen Ausgrenzung und Ablehung von HIV-positiven Menschen vorgehen.“ Denn, wie DAH-Vorstandsmitglied Ulf Hentschke-Kristal erklärt, Diskriminierung bzw. die Angst davor sei für viele HIV-Positive eine große Belastung und könne zum Rückszug aus sozialen Beziehungen und zu psychischen Erkrankungen führen. „Die Angst vor Ablehnung hält außerdem Menschen davon ab, sich auf HIV testen zu lassen – viele können dementsprechend nicht rechtzeitig mit einer Therapie beginnen und entwickeln schwere Krankheiten bis hin zu Aids.“

Noch immer löse HIV bei vielen Bürgerinnen und Bürgern Verunsicherung, Angst und Vorurteile aus, weil sie zu wenig über die Krankheit bzw. über die wirksamen Therapien wüßten, hebt Heidrun Thaiss hervor: „Mit unserer Kampagne #positivzusammenleben wollen wir einen Einblick in das Leben mit HIV geben und Mut machen. Den Mut aufeinander zuzugehen, über Ängste zu sprechen und dazuzulernen. Damit sich niemand mehr verstecken muss und wir positiv zusammen leben können.“ Mehr über die Geschichten jener Menschen, die sich für die Welt-Aids-Tag-Kamapagne zur Verfügung gestellt haben, ist auf der Webseite welt-aids-tag.de zu erfahren. Im Laufe des Monats folgen dort bzw. auf der DAH-Webseite magazin.hiv auch Interviews mit den Protagonisten sowie weiterführende Beiträge rund um den Welt-Aids-Tag.

Ein ausführliches Interview mit Björn erscheint in der Dezember-Ausgabe der SIEGESSÄULE.

Axel Schock


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