„Euer Schweigen könnt ihr euch schenken“
Treffpunkt Anhalter Bahnhof: Von hier aus startet am Samstag, den 17.09. die Gegendemo gegen den „Marsch für das Leben“
Am 17.09. wird wieder der sogenannte „Marsch für das Leben“ stattfinden, bei dem sich die sogenannte Lebensschutzbewegung trifft, um für eine komplette Illegalisierung von Abtreibungen zu protestieren. Darüber hinaus werden auf dem Marsch aber auch reaktionäre, homo-, trans und frauen*-feindliche Reden gehalten. Das What-the-fuck?!-Bündnis Berlin organisiert wie die letzten Jahre eine Gegendemo um 12:00 am Anhalter Bahnhof und will den Marsch danach blockieren. Wir sprachen mit Sarah Bach vom Bündnis
Du bist Teil des Bündnisses „What the fuck?!“ Wie kam es zu diesem klangvollen Namen?
Der Name „What the fuck!?“ erfüllt mehrere Zwecke: Zum einen spielt er auf die konservative bis reaktionäre Sexualmoral der Fundamentalist_innen an, bei denen Menschen Sex nur zum Zwecke der Reproduktion, also nicht aus Lust oder Spaß, haben sollen. Wir setzen dem mit „What the fuck?“ neben der ungläubigen Nachfrage auch unsere offenen, spaßigen und freien Umgang mit Sex entegegen. Darüber hinaus soll er ganz klar auch den tabuisierenden, einschränkenden Sprachgebrauch der Fundis durch seinen ordinären Charakter provozieren.
Was waren deine Beweggründe, dem Bündnis beizutreten?
Das Thema Schwangerschaftsabbruch war lange Zeit nicht mehr unbedingt Thema einer queerfeministischen Linken, obwohl es für schwangere Personen ein fundamentalen Unterschied macht, ob sie die Möglichkeit haben, die Schwangerschaft abzubrechen oder nicht. Mit dem What-the-fuck!?-Bündnis sah ich die Möglichkeit, das Thema wieder präsenter zu machen und der sich verfestigenden sogenannten Lebensschutzbewegung etwas entgegenzusetzen.
Ihr ruft wie auch in den letzten beiden Jahren zu einer Gegendemo gegen den sogenannten „Marsch für das Leben“ auf. Was sind dabei eure Hauptthemen?
Wir fordern wie die feministische Bewegung seit über hundert Jahren die Abschaffung des § 218, da er Schwangerschaftssabrüche immer noch kriminalisiert. Darüber hinaus werden wir auf der Demo Redebeiträge zu Antifeminismus in der neuen Rechten, Forderungen der Behindertenbewegung sowie Sexarbeit und Schwangerschaftsabbrüchen hören. Das What-the-fuck!?-Bündnis will bei all diesen Themen den sexistischen, trans-, homo-, interfeindlichen Normalzustand sichtbar machen. Wir sagen: Dieser Zustand ist menschengemacht, es gibt eine Alternative und für die müssen wir kämpfen.
Wie wütend macht es dich, dich mit den Argumenten der selbsternannten „Lebensschützer“ immer wieder auseinandersetzen zu müssen?
Sehr. Die sogenannte Lebensschutzbewegung stilisiert sich als Opfer der Feminist_innen, dabei haben immer noch trotz allen Fortschritts LGBTQ* unter alltäglicher sexistischer Gewalt zu leiden. Eine volkommene Verdrehung der Tatsachen.
Ihr seid ein feministisches Bündnis. Hast du eine Erklärung dafür, dass so viele Frauen der AfD und anderen Rechtspopulisten auf den Leim gehen?
Tja, auch Frauen* gehen denselben Ängsten wie andere auf den Leim. Wenn frau es nicht schafft diese zu reflektieren, dann scheint die Option „zurück zum Herd unter die Fuchtel des Mannes“ wohl immer noch sicherer als sich den gesellschaftlichen Veränderungen zu stellen.
Noch einmal als Fazit: Warum ist es so wichtig, dem „Marsch für das Leben“ entgegenzutreten?
Grade in Zeiten des Rechtsrucks in Europa wird Antifeminismus zum verbindenden Element von Lebensschutzbewegung und neue Rechte. Dem müssen wir auch in der Öffentlichkeit und auf der Straße etwas entgegensetzen. Wir bleiben bei unserer Forderung: Weg mit §218, für eine solidarische queerfeministische Gesellschaft!
Interview: Christina Reinthal
Euer Schweigen könnt ihr euch schenken! Lieber Feminismus feiern! - Demonstration gegen den „Marsch für das Leben“, 17.09., 12:00, Anhalter Bahnhof. Mehr Infos gibt es hier und auf Facebook
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