Kommentar von Dennis Agyemang zum Blackfacing-Skandal in Österreich
Auf dem aktuellen Cover von Österreichs schwulem Magazin „Xtra“ prangt ein als „Afrikanerin“ verkleideter Mann. Warum Blackfacing Diskriminierung ist, erklärt SIEGESSÄULE-Autor Dennis Agyemann
Knallrote Lippen, kohlrabenschwarze Haut und an den Ohren baumeln grelle Traumfänger. So präsentiert sich das österreichische Schwulenmagazin „Xtra!“ auf dem Cover seiner aktuellen Ausgabe. Der darauf abgebildete Mann mit der schwarz angemalten Haut soll eine Afrikanerin darstellen. Das Ergebnis: Mindestens genauso geschmacklos wie die Ohrringe. Das Bild, das laut dem Magazin auf dem 24. Kreativball, dem „ultimativen Faschings-Highlight der Wiener LGBT-Gemeinde und ihres Umfeldes“ entstand, lässt einen sprachlos zurück. Kann im Jahr 2016 tatsächlich noch von Kreativität gesprochen werden, wenn sich weiße Menschen Schuhcreme ins Gesicht schmieren, sich überdimensional große Lippen aufmalen, mit Knochenketten behängen und dazu ein Baströckchen anziehen? Man muss nicht „politisch überkorrekt“ oder gar ein „Gutmensch“ sein, um zu sehen, dass hier die Grenzen des guten Geschmacks längst durchbrochen wurden. Man ist bereits weit über das Ziel von Parodie hinausgeschlittert und suhlt sich nun im stinkenden Tümpel von Stereotypen und Rassismus.
Die Galerie des Events zeigt eindrucksvoll, wie man als wilder Kannibalenstamm durch den Abend schunkelte. Nun gut, diese Faschingsnarren haben es nicht auf das Cover der „Xtra!“ geschafft, aber dafür die „Trümmertranse“ im schreienden rot. Aber dennoch: Blackfacing bleibt blackfacing. Dies führt auf eine rassistisch motivierte Darstellungsform aus dem 19. Jahrhundert zurück. In diesen sogenannten „Minstrel Shows“ malten sich weiße Schauspieler schwarz an und karikierten das Klischee des naiven, schwachsinnigen, aber immer lustigen Sklaven. In jedem Fall ging es hierbei immer um eine Verhohnepipelung von People of Color (PoC). Deshalb muss man sich doch sehr wundern, wie die „Xtra!“ dazu kommt, solch ein Cover abzudrucken. Sollte die LGBT-Community nicht eigentlich für Weltoffenheit und Toleranz stehen, als sich über Minderheiten in Form von „N***witzen“ lustig zu machen? Es sollte in der aktuellen Zeit, in der weltweit Millionen von Menschen jeder Hautfarbe flüchten müssen, in der Länder wie Österreich die Grenzen schließen, doch klar sein, dass man nun eher zusammenzurücken müsste, als fragwürdige Signale wie diese zu publizieren. Immerhin haben Medien eine gewisse Verantwortung, die auch übernommen werden sollte. Natürlich gibt es Dinge, die wir nicht ändern können, aber wir können in der heutigen Zeit unser Handeln lenken und selbst entscheiden, wie wir mit anderen Menschen umgehen. Dabei sollten Verunglimpfung und Ausgrenzung von anderen keine Optionen sein.
Dennis Agyemang
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