Die Top-5-Filme und -Bühnenevents dieses Jahres
Die SIEGESSÄULE-Redaktion stellt ihre Lieblingsfilme und die besten Bühnenevents vor
Zum Jahresende präsentieren wir euch unsere Favoriten 2015. Was in diesem Jahr im Kino und auf Berliner Bühnen so los war, findet ihr hier:
Die Top-5-Filme 2015
1. Carol, R.: Todd Haynes
Bis Mitte Dezember mussten wir warten, dann kam mit „Carol“ der Film des Jahres in die Kinos. Todd Haynes Verfilmung von Patricia Highsmiths Lesbenklassiker „The Price of Salt“ gehört zu den elegantesten und sinnlichsten Melodramen der letzten Jahre. Verantwortlich dafür ist auch die Chemie zwischen den beiden Hauptdarstellerinnen Cate Blanchett und Rooney Mara, deren Charaktere vor dem Hintergrund der regressiven homofeindlichen Atmosphäre der 50er-Jahre um ihre Liebe kämpfen. In vielen Bestenlisten landete der Film ganz oben und er gilt jetzt schon als einer der heißesten Favoriten für die Oscars im Februar!
2. Eisenstein in Guanajuato, R.: Peter Greenaway
Schon deutlich mehr polarisierte da Peter Greenaways grandioses Comeback mit dem Biopic „Eisenstein in Guanajuato“. Nicht zuletzt aufgrund des intensiven, aber auch ziemlich hysterisch-überzogenen Spiels von Elmer Bäck als russische Regie-Ikone Sergej Eisenstein. Die Geschichte um Eisensteins Aufenthalt in Mexiko und die Liebesaffäre mit seinem Fremdenführer nutzt Greenaway für ein Feuerwerk an unterschiedlichen Inszenierungsformen, mit denen er die Möglichkeiten des modernen Kinos auslotet. Das Highlight ist die genau in der Mitte des Films platzierte schwule Initiation Eisensteins, die zu den ironischsten und besten Homosexszenen gehört, die das Kino bisher gesehen hat.
3. Mad Max: Fury Road, R.: George Miller
Nach 30 Jahren Pause schickte Regielegende George Miller seiner postapokalyptischen Mad-Max-Triologie einen vierten Teil hinterher. Doch im Zentrum der Geschichte steht nicht der einsame Held Max, sondern die von Charlize Theron gespielte Kriegerin Furiosa, die sich mit mehreren Frauen, die von dem Tyrannen Immortan Joe als Gebärmaschinen missbraucht werden, gegen ihren Unterdrücker zur Wehr setzen. „Mad Max: Fury Road" bietet adrenalingetränkte Action, eine feministische Story und hinter dem Tarnmantel eines 150 Milllionen Dollar teuren Blockbusters auch großartiges kunstvolles Autorenkino.
4. The Duke of Burgundy, R.: Peter Strickland
Nicht nur die großen Altmeister des Kinos wie Greenaway, Haynes oder Miller zeigten sich in Höchstform: Die britische Regiehoffnung Peter Strickland unterstrich mit ihrem dritten Spielfilm „The Duke of Burgundy" voll und ganz die durch den Achtungserfolg mit „Berberian Sound Studio" gesetzten Erwartungen. Strickland inszenierte ein lesbisches S/M-Drama im spektakulären Stil des italienischen Thriller- und Exploitation-Kinos der 70er, das dennoch ganz ohne Effekthascherei auskommt und stattdessen mit einer subtilen Beziehungsstudie überrascht.
5. Julia, R.: Jackie Baier,
5. Eine neue Freundin, R.: François Ozon
Auf Platz 5 gibt es gleich zwei tolle Filme über Trans*Personen, die wohl kaum unterschiedlicher sein könnten: Regisseurin Jackie Baier, die als Fotografin auch zum Team der SIEGESSÄULE gehört, erzählt in ihrer Doku „Julia“ mit hartem Realismus von dem Leben einer trans*identen Sexarbeiterin, die in Berlin auf dem Straßenstrich ihr Geld verdient. Dagegen strotzt François Ozons märchenhafter „Eine neue Freundin" geradezu vor Glamour. Der Film handelt von dem jungen Witwer David, der gern die Kleider seiner toten Frau trägt. Als Claire, die beste Freundin der Verstorbenen, das entdeckt, hilft sie David eine neue Identität anzunehmen und zu Virginie zu werden.
Die Top-5-Bühnenevents
1. Faust I und II, Berliner Ensemble
Einmal mehr haben sich Robert Wilson und Herbert Grönemeyer zusammengetan. Nach „Leonce und Lena“ vor über 10 Jahren erarbeiteten sie Goethes Faust und machten daraus eines der wichtigsten Theaterereignisse 2015.
2. Fear, Schaubühne
Falk Richter legt mit dem Stück „Fear“ den Finger in die Wunde: Er thematisiert unter anderem die unerträgliche Angst „besorgter Eltern“ und Co. in Bezug auf das Konstrukt Familie und setzt sich mit deren Gebrüll auseinander, das lauter wird, je mehr Minderheiten für gleiche Rechte kämpfen. Das verursachte heftige Reaktionen: Dem Regisseur wurde mit Mord und Gewalt gedroht und es wurde die Absetzung des Stückes gefordert. Die Rechtspopulistinnen Beatrix von Storch und Hedwig von Beverfoerde erwirkten einstweilige Verfügungen, wonach ihre Portraits nicht mehr im Stück hätten gezeigt werden dürfen. Doch das Langericht Berlin hob diese auf und das Stück wird bei seiner nächsten Aufführung am 08.01 unverändert über die Bühne gehen.
3. Eine Frau, die weiß, was sie will, Komische Oper
Dagmar Manzel und Max Hopp verwandeln die Operette von Oscar Straus und Alfred Grünwald in einen virtuosen Schleudergang, in dem sie alle Rollen des Stücks in rasanten Kostümwechseln spielen. Dieser Abend hat Sogwirkung, ist ganz großes Theater und eine Sternstunde der Saison.
4. Dummy Lab, Chamäleon
Verletzungsbedingt musste Artistikstar Eike von Stuckenbrok die extra für seine berühmte Handstandnummer entwickelte Schaufensterpuppe einem Kollegen überlassen. Sein Talent stellt er bei „Dummy lab“ aber vom Regiestuhl aus unter Beweis: eine einzigartige, perfekt zusammengestellte Show.
5. Starman, Tipi
Mit seinem neuesten Programm setzt Tausendsassa Sven Ratzke der Ikone David Bowie ein Denkmal: Die Interpretation der bekannten Songs wie „Rebel Rebel“ oder „Boys Keep Swinging“ sind nah am Original, aber je weiter die Reise geht, desto eigenständiger werden sie. Wenn der musikalische Parcours mit „Heroes“ zu Ende geht, erlebt man eine so souveräne Version dieses Titels, dass es den Abend auf eine höhere Ebene beamt. Im Wortsinn erhebend und wundervoll. Stardust eben!
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