Gesundheit

Syphilis breitet sich rasant unter Schwulen aus

9. Dez. 2015
© CDC/ Dr. David Cox

In keiner deutschen Stadt sind die Syphilis-Infektionszahlen so hoch wie in Berlin

Die Zahl der Syphilis-Fälle in Deutschland ist im vergangenen Jahr erneut gestiegen. Insgesamt 5.722 Erkrankungen wurden nach Angaben des Robert-Koch-Instituts bundesweit registriert; das entspricht einer Steigerung um 14 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Seit 2010 haben sich die gemeldeten Fälle damit verdoppelt.

Eine Trendwende zeichnet sich auch für 2015 nicht ab. Die in der aktuellen Ausgabe des „Epidemiologischen Bulletin“ veröffentlichten Statistiken liefern in vielerlei Hinsicht deutliche Erkenntnisse: Von der Syphilis (auch Lues genannt) sind mehrheitlich Schwule betroffen bzw. Männer, die Sex mit Männern (MSM) haben . Auf sie fallen 84 Prozent aller Infektionen. In Metropolen wie Berlin, Hamburg, München und Köln ist die Übertragung der Syphilis sogar zu 94 Prozent auf schwulen Sex zurückzuführen. Und: In keiner anderen Stadt wurden mehr Syphilis-Infektionen diagnostisiert wie in Berlin. Während im Bundesdurchschnitt 7,1 Fälle pro 100.000 Einwohner gemeldet wurden, sind es in Berlin viermal so viele. In den Innenstadtbezirken sind dies sogar mehr als 83 pro 100.000 Einwohner. Hamburg auf Rang zwei meldete hingegen lediglich 19 Fälle pro 100.000 Einwohner.

Im europäischen bzw. internationalen Vergleich steht Deutschland mit dieser Entwicklung keineswegs alleine da. Einen ähnlichen Anstieg von Syphilis unter MSM wurde auch in vielen anderen Ländern wie Spanien, Litauen, China, Australien und Kanada registriert. Ursache dafür seien zum einen die hohe Zahl wechselnder Geschlechtspartner, aber auch risikoreichere Sexpraktiken, so das Robert-Koch-Institut. In Berlin werde die Ausbreitung der Syphilis zu dem durch den überdurchschnittlichen Bevölkerungsanteil schwuler Männer, durch den regen internationalen Austausch, sowie die Vielzahl sexueller Treffpunkte wie Darkrooms, Saunen und Pornokinos erleichtert. Zwar kann das Infektionsrisiko durch Kondome reduziert, aber nicht gänzlich verhindert werden. Denn die Syphilis kann beim Sex recht leicht übertragen werden, beispielsweise beim Oralverkehr und sogar durchs Küssen.

Umso wichtiger ist es daher, sich regelmäßig auf sexuell übertragbare Krankheiten untersuchen zu lassen und auf erste Anzeichen einer Erkrankung zu achten. Nach frühestens einer Woche entwickeln sich – je nachdem, wo man mit Syphilis-Bakterien in Berührung gekommen ist – beispielsweise an der Eichel, an der Wangenschleimhaut, auf der Zunge oder am Hintern kleine rote Knötchen und später weiße Krater. In einem weiteren Stadium können sich Hautauschlag ausbilden und grippeähnliche Symptome zu Tage treten. Rechtzeitig erkannt, ist die Syphilis durch Antibiotika leicht zu kurieren. Bleibt die Syphilis unbehandelt, kann dies zu gravierenden Schädigungen von Organen und des zentralen Nervensystems führen.

Axel Schock

Mehr Infos zu Syphilis und anderen sexuell übertragbaren Krankheiten gibt es speziell für schwule Männer bei „Ich weiß was ich tu“

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