„Film ist meine Passion"
Gaby Tupper präsentiert zusammen mit Cathérine und Maria Sternchen einmal im Monat ihre queere Filmreihe TGIF – Trash Goddess in Film
Die nächste TGIF ist am 2. Mai in der AHA. Die Gäste sind diesmal Matthias Freihof und Pierre Sanoussi-Bliss, dessen Film „Zurück auf Los!“ (D 2000) zu sehen sein wird. SIEGESSÄULE hat Gaby Tupper zu ihrer Filmreihe befragt.
Was für Filme zeigst du bei TGIF? Queere Filme, die mir gefallen, die ich inhaltlich wichtig finde und die es sonst nur selten zu sehen gibt, oft mit Tunten und Drags. Viele Dokumentarfilme, wie „The Sisters“, „Before Stonewall“, „Wigstock - The Movie“ oder die Doku „Gendernauts“, in der es um Drag Kings und Transmänner geht, und die trotz aller Ernsthaftigkeit unterhaltsam ist, aber auch Komödien wie „Hedwig and the Angry Inch“ oder Horror-Trash wie „Otto; or, Up with Dead People“. Und ich unterhalte mich mit queeren Gästen, mit Filmschaffenden wie Lothar Lambert.
Was ist das Trashige an TGIF? Es ist nicht: Hysterische besoffene Tunten machen schlimme Playback-Nummern und beschmeißen das Publikum mit Konfettiglitzer und spritzen es mit Wasserpistolen nass. Es muss unterhaltsam sein - ich trage schrilles Make-up, schräge Kleider und mache schräge Shownummern. Ich moderiere so, dass ich aus den Talkgästen viele Anekdoten rauskitzle. Wie der Regisseur Michael Brynntrup, der den Kurzfilm „Das Ovo“ über Ovo Maltine gedreht und mir erzählt hatte, wie er in Ovos WG morgens neben Leuten aufgewacht ist und nicht wusste, ob er was mit denen gehabt hat oder nicht.
Wie bist du auf die Idee zu deiner Filmreihe gekommen? Die Idee dazu hatte ich schon 1988, als ich den Film „Elvira: Mistress of the Dark“ gesehen hatte, in dem eine Moderatorin trashige Horrorfilme im amerikanischen Mitternachtsfernsehen anmoderiert. Das wollte ich mit queeren Filmen machen. Und aus dem schönen amerikanischen Ausdruck TGIF („Thank God it's Friday“) kam mir dann die Idee zu „Trash Goddess in Films“. Als 2012 mein Geburtstag auf einen Freitag fiel und in der AHA ein Termin frei war, wollte ich keine Solo-Show oder eine Show mit anderen Tunten machen, sondern meine Lieblingsfilme präsentieren. Und weil das Feedback so toll war, habe ich das jeden Monat weitergemacht.
Wie kommst du auf deine Gäste? Die meisten Leute, die ich einlade, sind Filmschaffende aus Berlin, die ich schon kenne. Ihnen gefällt der familiäre queere Rahmen in der AHA, der nahe Kontakt zum Publikum. Oft kommen nicht mehr als 30 Besucher. Die Gäste merken aber: Da steckt mein Herzblut drin, Film ist meine Passion.
Über welchen Gast würdest du dich am meisten freuen? Über David Riva, den schwulen Enkel von Marlene Dietrich, dessen Film „Marlene – her own song“ ich schon gezeigt habe. Sie hat zwar nie offen zu ihrer Bisexualität gestanden, aber ich mag sie sehr, denn es gibt kaum eine Schauspielerin, die sich so sehr inszeniert hat wie sie: Marlene konnte nicht singen, sah nicht gut aus, hat sich stundenlang einleuchten lassen, damit sie gut rüberkommt. Was tun wir Tunten denn letztendlich anderes auf der Bühne? Wir inszenieren uns doch auch selbst, damit uns alle für unglaublich schön und intelligent halten - egal ob wir´s können oder nicht. Da ist mir Marlene persönlich sehr nah.
Du moderierst jetzt nicht mehr alleine … Ja, seit Januar moderiere ich TGIF abwechselnd mit Maria Sternchen und Cathérine, die beide meine Freundinnnen sind. Als ich letztes Jahr nicht in Berlin sein konnte, hatte ich die beiden gebeten, in meiner Abwesenheit zu moderieren, und es hat ihnen so viel Spaß gemacht, dass sie mich gefragt haben, ob sie das weiter machen können. Und jetzt organisieren wir TGIF zu dritt als Team.
Wie finanziert ihr die Reihe? Es kostet keinen Eintritt, aber in der Pause zwischen dem Talk und dem Hauptfilm sammeln wir Spenden. Mit denen finanzieren wir dann Ausgaben wie für DVDs, aber zum großen Teil spenden wir das Geld weiter: an die Schwestern der Perpetuellen Indulgenz, an Efeu e.V., die die Gräber auf dem Alten St. Matthäus-Friedhof pflegen, an Denkmal PositHIV, an die Gabi-Decker-Stiftung und an den Teddy e.V.
Wie lange willst du deine Filmreihe noch präsentieren? Noch viele Jahre, solange ich noch auf Stöckeln stehen kann und meine Haut noch Make-up verträgt (lacht)… und wenn sie nicht an der Puderquaste erstickt ist, dann wird sie weiter ihre Filmreihe präsentieren… Wir sind erst im dritten Jahr, und zum fünfjährigen Jubiläum im Herbst 2017 wollen wir eine besondere Feier machen – vielleicht in einem Open-Air-Kino.
Interview: Mara Donath
TGIF, 02.05., 20:00, AHA
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