MEDIEN

„Halt’s Maul, du schwule Sau!“

11. Okt. 2014
Lea (Anna Sophia Claus), schockiert vom wilden Männerkuss im Van, Foto: Lindenstraße

Wie ein spannendes Thema in der „Lindenstraße“ auftaucht und hoffentlich nicht gleich wieder verschwindet

Keiner will sie (wahr-)haben, denn sie sind die ungeliebten „Schwestern“: Schwule Männer mit rechter Gesinnung. Ausgerechnet die Dauerserie „Lindenstraße“ ließ in ihrer Jubiläumsfolge – der 1.500 – am 28.9. die Bombe platzen. Wie es aussieht, wird die Storyline auch tatsächlich weitergeführt.

Was bisher geschah: Gegen den Bau einer Moschee in der Lindenstraße formiert sich Widerstand vonseiten einer Gruppe namens „Die vergessene Generation“. Das ist eine Gruppe von Jugendlichen, die sich vor lauter „Multikulti-Gedöns“ von der Gesellschaft vernachlässigt fühlt und überhaupt eine sehr deutsche Haltung hat. Eine Info-Veranstaltung zu dem geplanten Bau haben sie bereits gestört. Bei einer zweiten Aktion wurde Schweineblut verschüttet und ein Borstenkopf am künftigen Standort der Moschee platziert. Die Gutmenschen unter den Lindensträßlern waren entsetzt und eilten zu Hilfe.

Daniel (David Mullikas) heißt der Anführer der Gruppe hinter den Aktionen. Er hat Lea, die Enkelin von Helga Beimer, dazu angestiftet, Informationen über die muslimischen Umtriebe zu beschaffen. Denn ihr Opa Hans datet die türkischstämmige Moschee-Architektin Suna. Daniel hat Leas Schwärmerei für ihn ausgenutzt, doch nach der Schweinekopf-Aktion erwischt Lea ihren Daniel in flagranti mit einem anderen Jungen beim Zungenkuss! Daniel will die entsetzt flüchtende Lea zurückhalten, doch die Verschmähte schreit: „Halt’s Maul, du schwule Sau!“ Etwas anderes ist den DrehbuchautorInnen an der Stelle leider nicht eingefallen. „Blöde Sau“ oder „Miststück“ hätten es ja auch getan. Aber schwule Sau ist dann doch die schlimmere, weil verächtlichste Beschimpfung. Aber Lea setzt noch einen drauf, wenn sie in Folge 1.501 ihre Verstimmung über ihre einstigen Kumpane erklären soll: „Sie sagen sie sind die Guten, aber in Wirklichkeit sind sie dreckige verlogene schwule Säue.“ Herr Geissendörfer, geht’s noch? Wie viel Luft nach unten ist denn noch?

Immerhin könnte sich jetzt noch zeigen, wie der Rest der „Vergessenen“ mit dem gleichgeschlechtlich veranlagten Rädelsführer zurecht kommt. Beim Publikum verpuffte das Thema nicht ganz, wie ein Blick in die Zuschauerpost zeigt. Immerhin wurde das „schwule“ vor der Sau bemängelt. Wie es scheint, ist das Publikum zum Teil weiter als manche TV-Macher denken.

PS: Carsten Floeter, die erste schwule Serien-Figur im deutschen Fernsehen, muss sich derzeit mit der Wiederkehr seines einstigen Liebhabers Robert Engel herumschlagen. Der hat nichts von seinem kriminellen Potenzial verloren. Watch out! Heute im TV.

Frank Hermann

Lindenstraße, 12.10., 18:50, ARD

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