Brian Tennessee Claflin 1980–2014
Thursday June 5th, the world lost one of the most unique and freest persons I’ve ever known; my dear friend Brian Claflin. Many people knew Brian as the wildly unpredictable host(ess) at Ficken3000’s Pork party. His close friends knew a hilarious, intelligent, sometimes tortured but never judgmental creative soul.
Hailing from Salt Lake City, Utah, Brian was constantly rootless; a true bohemian thriving in more cities than most people visit. Berlin is where I first met him and my initial meetings weren’t exactly smooth. One night at Monster Ronson’s when I was in a rather anti-social mood, someone mentioned to Brian my age. Without missing a beat, he sauntered up to me declaring, “God, Snax, you’re OLD!!”
He stood directly in front during Obama’s speech wearing a homemade T-shirt that read, “Change we should be skeptical of.”
Sometime later, when presidential candidate Barack Obama toured Europe like a rock star, Brian was the only one not caught up in all the fervor. He stood directly in front during Obama’s speech wearing a homemade T-shirt that read, “Change we should be skeptical of.” When approached by MTV that day asking his opinion on Obama, Brian growled, “I don’t trust her!”
Upon hearing all this, suddenly anything that may have repelled me about this wild child became everything I loved, and I simply had to be his friend. I couldn’t imagine a worthier partner in crime. Whether out partying, attending art events, clubs or cruising in the park, Brian was a brash and bitchy sistah, possessing a unique American sensibility I wasn’t even aware I was thirsty for. And Brian was loyal. Countless times, he would offer jobs or gigs at Pork to friends for exposure and a little more cash when times were tough.
I would call his name from the street and we would both yell gossip back and forth to each other
I will always recall fondly the days we lived in the same neighborhood. Brian moved into a dumpy converted brewery right down the street; always in a state of chaos but cheap as hell. I would call his name from the street and we would both yell gossip back and forth to each other. It’s no secret he could be an abrasive, difficult person at times. A real shit-kicker, he loved booze but often the booze didn’t love him. But even when he was at his worst, you couldn’t help but help him. Friends like that simply don’t come along every day.
As a creative, Brian’s performance art was politically charged yet accessible, his writing learned yet funny and his photography subtle yet direct. At the time of his passing, Brian was enrolled in BTK going for his Bachelor’s. I had the unique experience of producing music with him. Together we managed to create tracks that sat somewhere between dance music and voo-doo.
It’s surreal to be sitting here writing Brian’s obituary, trying to condense a life such as his into 2000 measly characters, when there was so much more of that life to be led. My close friends and I are on a roller coaster of emotion, trying to make sense of it all. But we do know this. Brian taught us how to survive, face life head on, be the sincerest people we can and to live without fear. He touched so many people and I only hope wherever his spirit is now he realizes that. Brian was truly the Real Thing and I’m a better person for knowing him.
Deutsche Übersetzung von Jan Noll und Michael Rade:
Am Donnerstag, den 05. Juni verlor die Welt einen der ungewöhnlichsten und freisten Menschen, die ich je gekannt habe; meinen guten Freund Brian Claflin. Vielen war Brian vor allem als der zügellose und launenhafte Veranstalter der Party „Pork“ im Ficken3000 bekannt. Seine engen Freunde kannten ihn als einen ungemein witzigen und intelligenten kreativen Geist, der zwar mitunter gemartert erschien, aber doch allem und jedem stets unvoreingenommen entgegentrat.
Ein echter Bohemien, der in mehr Städten gelebt hatte, als die meisten Menschen in ihrem Leben bereisen
Brian, der in Salt Lake City, Utah, aufgewachsen war, befand sich permanent in einem Zustand der Entwurzelung; ein echter Bohemien, der in mehr Städten gelebt hatte, als die meisten Menschen in ihrem Leben bereisen. Ich lernte ihn in Berlin kennen, und unsere ersten Begegnungen verliefen alles andere als reibungslos. Eines nachts im Monster Ronson's, während ich mich in wenig kommunikativer Stimmung befand, erwähnte jemand gegenüber Brian mein Alter. Ohne lange zu fackeln, schlenderte er auf mich zu und proklamierte: „Gott, Snax - du bist ALT…!!“
Kurze Zeit darauf, als Barack Obama als Präsidentschaftskandidat unter dem Schlagwort "Wandel" wie ein Rockstar durch Europa tourte, war Brian der einzige, der sich nicht von der erwartungsvollen Hysterie anstecken ließ. Während Obamas Berliner Rede stand Brian direkt vor ihm in der ersten Reihe und trug ein selbstbemaltes T-Shirt mit der Aufschrift „Change we should be sceptical of“ – „Wandel, dem wir skeptisch gegenüberstehen sollten“. Von einem MTV-Reporter nach seiner Meinung zu Obama befragt, knurrte Brian ins Mikrofon: „I don' trust her!“ – „Ich traue ihr nicht!“
Ich musste einfach sein Freund sein. Ich konnte mir keinen besseren Komplizen ausmalen
Nachdem mir das zu Ohren gekommen war, wurde auf einmal alles, was mich an diesem Draufgänger zunächst abgeschreckt hatte, zu etwas, das ich an ihm liebte. Ich musste einfach sein Freund sein. Ich konnte mir keinen besseren Komplizen ausmalen. Ob auf Partys, Vernissagen, in Clubs oder beim Cruisen im Park – Brian war dreist, ungestüm und schlagfertig – und besaß eine unverwechselbare amerikanische Sensibilität, von der ich bis dahin nicht gemerkt hatte, dass ich mich nach ihr sehnte. Und Brian war loyal. Unzählige Male bot er seinen Freunden Jobs oder Auftritte bei Pork an und zahlte häufig auch etwas mehr als die vereinbarten Gagen, wenn er wusste, dass jemand das Geld gerade dringend brauchte.
Stets werde ich die Zeit in liebevoller Erinnerung behalten, in der Brian und ich als Nachbarn in der selben Gegend wohnten. Brian war in eine heruntergekommene ehemalige Brauerei gleich am Ende meiner Straße gezogen, wo er in totalem Chaos zu einer spottbilligen Miete hauste. Jedes Mal wenn ich vorbeikam rief ich seinen Namen von der Straße aus bis er ans Fenster kam, und wir tauschten eine Weile die neusten Gerüchte aus.
Es ist kein Geheimnis, dass Brian mitunter auch eine schwierige und unbändige Seite besaß. Ein Unruhestifter, dem der Alkohol nicht immer im gleichen Maß gut tat, wie er ihn liebte. Doch selbst in seinen ungestümsten Zuständen, konnte man einfach nicht anders, als ihm zu helfen. Freunde wie er kommen nicht alle Tage daher.
Auch als multitalentierter Künstler vereinte Brian Tennessee Claflin eine Vielzahl von Gegensätzen in seinem Werk. Brians Performancekunst war politisch aufgeladen aber zugänglich, sein Schreibstil gebildet aber witzig, seine Fotografie subtil und dennoch direkt. Zum Zeitpunkt seines Ablebens machte Brian gerade seinen Bachelor in Fotografie an der BTK. Mir war die unvergleichliche Erfahrung vergönnt, mit Brian Musik zu produzieren. Gemeinsam gelang es uns, Tracks zu kreieren, die wohl irgendwo zwischen Dance und Voodoo anzusiedeln sind.
Es fühlt sich surreal an, hier zu sitzen und Brians Nachruf zu verfassen, sein vielseitiges Leben in 2000 Zeichen zu verdichten, wo noch so viel Zeit für Neues gewesen wäre. Seine engen Freunde und ich befinden uns in einem Wechselbad der Gefühle und versuchen zu verstehen, warum er plötzlich nicht mehr da ist. Aber wir wissen eines: Brian hat uns beigebracht, durchzuhalten, der Welt frontal ins Gesicht zu blicken, die aufrichtigsten Menschen zu sein, die wir sein können – und ohne Angst zu leben. Er hat unzählige Menschen berührt und beeinflusst, und ich hoffe, dass ihm das bewusst ist, wo auch immer sein Geist gerade weilt. Ich kenne niemanden der authentischer und kompromissloser gelebt hat als Brian, und ihn gekannt zu haben, macht mich ein Stück weit zu einem besseren Menschen.
Für Brians Rückführung und Beerdigung wird immer noch Geld gesammelt. Paypal unter: brianclaflinmemorialfund@gmail.com